Die Rolle der Augenuntersuchung für die NAKO Gesundheitsstudie
Geschrieben am 11-04-2019 |
Heidelberg (ots) - Die NAKO Gesundheitsstudie (NAKO) ist die
größte Kohortenstudie, die bisher in Deutschland eine
Augenuntersuchung durchführt. Sie ermöglicht, die bisher unzureichend
erforschten Zusammenhänge zwischen Veränderungen der Netzhaut und
einer Reihe von Volkskrankheiten genauer zu untersuchen und neue
Erkenntnisse zu gewinnen.
Was wird untersucht
Im Rahmen der Augenuntersuchung der NAKO werden innerhalb von
10-15 Minuten an beiden Augen die Sehschärfe der Teilnehmenden
getestet und Fotos des zentralen Augenhintergrundes - auch
Fundusfotografie genannt - durchgeführt. Die Bilder des
Augenhintergrundes und die Sehschärfeergebnisse eines jeden
Teilnehmers aus allen 18 NAKO Studienzentren werden zentral in
Heidelberg gesammelt und über eine sichere Verbindung nach Tübingen
in das sogenannte Eye Reading Center übertragen. Hier werden die
Bilder auf Auffälligkeiten hin untersucht.
Erfassen und Verlauf von Augenerkrankungen des zentralen hinteren
Augenabschnittes
Durch diese spezielle Untersuchung können Augenerkrankungen des
zentralen hinteren Augenabschnittes (Augenhintergrundes) erfasst
werden. "Dazu gehören", so Prof. Marius Ueffing, Leiter des
Kompetenzmoduls Auge der NAKO, "häufige Netzhauterkrankungen, wie die
altersabhängige Makuladegeneration und die diabetische Retinopathie
und erbliche seltene Netzhauterkrankungen." Darüber hinaus wurden
bereits einzelne Tumoren im Augenhintergrund entdeckt. "Die
Betroffenen bemerken diese - je nach Lokalisation - meist relativ
spät, sodass eine frühzeitige Diagnose in der Regel bessere
Behandlungsoptionen ermöglicht", erläutert der Experte. Einige
Augenerkrankungen, wie z. B. der grüne Star (Glaukom), sind aber
durch die 2D-Aufnahmen nur schwer bzw. gar nicht erkennbar. "Daher",
betont die Augenärztin Dr. Alexandra Schweig, die das Tübinger
Reading Center koordiniert, "kann bzw. will die Augenuntersuchung der
NAKO niemals den Besuch bei einem Augenarzt ersetzen."
Erfassen von Gefäßveränderungen des Augenhintergrundes als Marker
für generelle Erkrankungen
Die Fotos des zentralen Augenhintergrundes können nicht nur
Augenerkrankungen sichtbar machen, sondern auch Gefäßveränderungen
aufzeigen, die auf Systemerkrankungen wie Diabetes oder
Herzkreislauf-Erkrankungen hinweisen. Veränderungen am
Augenhintergrund können langsam über Jahrzehnte hinweg fortschreiten,
ohne dass der Betroffene sie bemerkt. Erste Forschungsergebnisse
weisen darauf hin, dass diese Veränderungen als frühe Marker für
Diabetes und Schlaganfallrisiko dienen können. Die Zweituntersuchung
der NAKO nach ca. 4 Jahren ermöglicht es, den Verlauf dieser langsam
fortschreitenden Veränderungen zu erfassen. "Hier können wir relativ
früh, bevor jemand zum Arzt geht, bei Diabetes-Patienten
Veränderungen sehen und untersuchen, wodurch sie beeinflusst werden"
merkt Prof. Ueffing an. Es könne auch analysiert werden, welche
Parameter das Risiko für eine diabetesbedingte Netzhauterkrankung
erhöhen.
Darüber hinaus weisen erste Studien darauf hin, dass
"Veränderungen der Gefäße des Augenhintergrundes späteren alters- und
krankheitsbedingten Veränderungen der Gefäße im Gehirn vorausgehen
können", so Prof. Klaus Berger, Sprecher der Expertengruppe
Neurologischer Erkrankungen in der NAKO. Dies soll anhand der Daten
der NAKO in größerem Umfang untersucht werden. Wenn sich die
Ergebnisse bestätigen, ließe sich durch eine Augenuntersuchung das
Risiko für vaskuläre Erkrankungen des Gehirns, beispielsweise dem
Schlaganfall, besser vorhersagen. "Im Gegensatz zum direkten Nachweis
im Gehirn sind Veränderungen des Gefäßsystems des Augenhintergrundes
relativ einfach visualisierbar und lassen sich mit geringem Aufwand
über die Zeit verfolgen", erklärt Prof. Klaus Berger. "Eine neu ins
Leben gerufene interdisziplinäre Expertengruppe wird" so Prof. Markus
Löffler, Mitglied der Expertengruppe und Vorstand der NAKO, "diese
Ergebnisse in Zukunft in Hinblick auf ihre Aussagekraft und
Korrelationen zu anderen Volkskrankheiten diskutieren und auswerten".
Warum ist die Folgeuntersuchung wichtig?
Eine einmalige Untersuchung mit der damit verbundenen
augenärztlichen Auswertung der Netzhautfotografien im Rahmen der
Basiserhebung würde die zeitlichen Veränderungen im Augenhintergrund,
der Netzhaut und ihrer anliegenden Gefäßstrukturen nicht sichtbar
machen.
In Bezug auf die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) zeigte
sich im EU-Projekt Eye-Risk (www.eyerisk.eu), dass eine
Folgeuntersuchung bei einer Patientenkohorte unabdingbar ist zur
Erfassung von Risiken für die Entwicklung einer AMD. "Daher ist die
Folgeuntersuchung", betont Prof. Annette Peters, Vorstandsvorsitzende
der NAKO, "ein essentieller Teil des Untersuchungsprogramms, die es
ermöglichen wird, komplexe Erkrankungsverläufe und deren Ursachen zu
verstehen."
Hintergrund NAKO Gesundheitsstudie:
Seit 2014 werden in der NAKO Gesundheitsstudie zufällig aus den
Melderegistern gezogene Männer und Frauen zwischen 20 und 69 Jahren
bundesweit in 18 Studienzentren medizinisch untersucht und nach ihren
Lebensumständen befragt. Ziel ist es, chronische Erkrankungen, wie
zum Beispiel Krebs, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Rheuma,
Infektionen und Depression genauer zu erforschen, um Prävention,
Früherkennung und Behandlung dieser in der Bevölkerung weit
verbreiteten Krankheiten zu verbessern. Das multizentrische Projekt
wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, den beteiligten
Ländern und der Helmholtz-Gemeinschaft gefördert. Bis Ende März 2019
haben mehr als 200.000 Personen (davon fast 29.000 an der
zusätzlichen einstündigen MRT-Ganzkörperuntersuchung) an der NAKO
Studie teilgenommen.
Weitere Informationen unter www.nako.de.
Ansprechpartnerin für die Presse:
Glorianna Bisognin-Nechwatal
NAKO Geschäftsstelle
Projektkommunikation
Telefon: 06221- 42620-61
E-Mail: presse@nako.de
www.nako.de
Original-Content von: NAKO Gesundheitsstudie, übermittelt durch news aktuell
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