BERLINER MORGENPOST: Mammut-Projekt Alexanderplatz / Kommentar von Christian Latz
Geschrieben am 16-05-2019 |
Berlin (ots) - Ramschbuden und Imbissstände fast das ganze Jahr
über, kaum Aufenthaltsqualität und Schmuddelecken: Die Zahl der
gravierenden Probleme am Alexanderplatz ist lang und ließe sich
beliebig fortsetzen. Zu viel liegt am wohl bekanntesten Platz der
Stadt im Argen. Dass Mittes Bezirksbürgermeister den Platz zur
Chefsache erklärt hat und Anfang des Jahres einen eigenen Manager für
den Platz einsetzte, ist daher absolut richtig. Zu lange hat sich der
Bezirk im Dickicht der Zuständigkeiten und der Vielzahl der
beteiligten Akteure verheddert. Zu oft wurden zwischen Verwaltung und
Anrainern vor allem Vorwürfe ausgetauscht, als gemeinsam nach
Lösungen gesucht. Genau das soll Andreas Richter in seiner Funktion
als Alex-Manager - halt - Alex-Koordinator besser machen. Doch genau
hier fängt das Problem auch schon an. Von Dassels großspurige
Manager-Ankündigung hat die Erwartungen wachsen lassen, dass mit
Richter jetzt alles schlagartig besser wird.
Das konnte natürlich nicht erfüllt werden. Entsprechend
überschaubar fällt die erste Zwischenbilanz nach 100 Tagen aus. Der
Bezirksbürgermeister und sein Manager sind dabei, wichtige Probleme
am Alexanderplatz anzugehen. Doch das braucht Zeit. Bei bis zu mehr
als einem Dutzend beteiligter Akteure aus Verwaltung, landeseigenen
Betrieben und privaten Unternehmen geht es nur langsam voran. Hinzu
kommt: Um die Aufenthaltsqualität wirklich zu erhöhen, ist mehr
nötig, als der Bezirk alleine umzusetzen im Stande ist. Hier muss
viel mehr Unterstützung vom Senat kommen, zum Beispiel beim Problem
des ständigen Budenzaubers. Wirklich effektiv lässt sich der nur mit
einer Änderung des Straßengesetzes lösen. Die historische Bedeutung
des Alexanderplatzes ist enorm, sein Zustand jedoch grausig. Der
Senat muss dem Platz endlich die Aufmerksamkeit geben, die er
verdient.
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