Dämpfer für die Einstellungsbereitschaft deutscher Firmen / Beschäftigungsausblick sinkt um vier Prozentpunkte / 35 Prozent der großen Firmen stellen im dritten Quartal ein
Geschrieben am 11-06-2019 |
Frankfurt am Main (ots) - Zum ersten Mal seit zwei Jahren erhält
die Einstellungsbereitschaft der Arbeitgeber in Deutschland einen
Dämpfer. Nach sechs Quartalen mit stetig hohem Personalbedarf sind
die Unternehmen erstmals verhalten. Im aktuellen ManpowerGroup
Arbeitsmarktbarometer geben 89 Prozent der Unternehmen an, dass sie
ihre Belegschaft stabil halten und zwischen Juli und September 2019
keine neuen Mitarbeiter einstellen wollen. Der saisonbereinigte
Netto-Beschäftigungsausblick liegt im dritten Quartal 2019 bei +5
Prozent. Verglichen mit dem zweiten Quartal 2019 sowie dem dritten
Quartal 2018 sank die Einstellungsbereitschaft um je vier
Prozentpunkte. "Handelskonflikte wie zwischen China und den USA, der
nahe Brexit und sich eintrübende Konjunkturaussichten drängen
Unternehmen zur Vorsicht. Doch steigende Löhne und weiterhin hohe
Konsumfreude schwächen die Auswirkungen in Deutschland noch ab", sagt
Frits Scholte, Vorsitzender der Geschäftsführung der ManpowerGroup
Deutschland. "Unternehmen warten die Auswirkungen der nationalen wie
internationalen Entwicklungen zunächst ab. Der verringerte
Beschäftigungsausblick in Deutschland bedeutet aber keine
Entlassungen. Arbeitgeber haben ihr Personal in den vergangenen
Jahren aufgestockt und halten es nun konstant auf hohem Niveau.
Fachkräfte werden weiterhin gesucht und eingestellt." Besonders große
Firmen und Versorger aus dem Bereich Gas, Strom und Wasser planen
weitere Einstellungen. Dies sind einige Ergebnisse und
Interpretationen des ManpowerGroup Arbeitsmarktbarometers für das
dritte Quartal 2019, für das 1.001 Arbeitgeber in Deutschland befragt
wurden.
+++ Die Studienergebnisse kompakt als Infografik finden Sie über
diesen Link: https://bit.ly/1p9QDys +++
Trotz Eintrübung der Konjunkturaussichten: Die Jobaussichten für
Bewerber in großen Unternehmen sind weiterhin gut. 35 Prozent der
Konzerne planen Einstellungen, vier Prozent wollen eher abbauen und
60 Prozent stabil halten. Der Beschäftigungsausblick von +31 Prozent
für das dritte Quartal 2019 bedeutet eine Zunahme um zwei
Prozentpunkte zum zweiten Quartal. Im Vergleich zum starken dritten
Quartal des Vorjahre entspricht es zwar einer Abnahme um drei
Prozentpunkte, aber kleinere Firmen sind stärker betroffen: Sowohl im
Mittelstand wie auch in kleinen und Mikro-Unternehmen ist der
Beschäftigungsausblick auch im Vergleich zum Vorquartal schlechter
geworden. Im Mittelstand liegt der Beschäftigungsausblick bei +17
Prozent und damit einen Prozentpunkt niedriger als im Vorquartal.
Gemessen am dritten Quartal des Vorjahres sind es acht Prozentpunkte
weniger. Kleine Firmen liegen bei +11 Prozent, drei Prozentpunkte
unter dem zweiten Quartal 2019 und zwei Prozentpunkte unter dem
dritten Quartal 2018. Mikrofirmen haben einen Beschäftigungsausblick
von 0 Prozent, drei Prozentpunkte weniger als im Vorquartal und vier
Prozentpunkte weniger als im Vorjahr.
"Große Unternehmen haben weiterhin hohen Bedarf an qualifizierten
Arbeitskräften", sagt Frits Scholte. "Wenn die Aufträge weniger
werden, sparen viele von ihnen zuerst bei den Dienstleistern und
Zulieferern. Das zeigt sich auch bei dem Blick auf die
Branchenentwicklung. Vor allem Firmendienstleister, Logistiker und
Kommunikationsfirmen suchen im dritten Quartal dieses Jahres weniger
Mitarbeiter."
Logistikbranche beendet Höhenflug
Nach einem Höhenflug im vergangenen Quartal gehört die
Logistikbranche nun zu den größten Verlierern: Firmen aus dem Bereich
Transport, Lagerung und Kommunikation müssen im Vergleich zum
Vorquartal Einbußen in Höhe von 13 Prozentpunkten hinnehmen, im
Vergleich zum Vorjahr immerhin noch einen Prozentpunkt. Die Branche
steht aktuell bei einem Beschäftigungsausblick von unsicheren +2
Prozent. Firmen aus dem Bereich Finanzen und
Unternehmensdienstleistungen sagen einen Beschäftigungsausblick von
+7 Prozent voraus, damit verlieren sie fünf Prozentpunkte zum
Vorquartal und einen Prozentpunkt zum dritten Quartal des Vorjahres.
Der Netto-Beschäftigungsausblick der Dienstleister ist damit der
niedrigste Wert seit Mitte 2016. "In den Ferienzeiten der
Sommermonate wird weniger im Internet bestellt und ausgeliefert. Vor
allem die Logistikbranche hängt zudem direkt von den Aufträgen der
Bauwirtschaft, verarbeitenden Industrie und dem Handel ab - und alle
drei Branchen sind von einem Rückgang der Einstellungsbereitschaft
betroffen", so ManpowerGroup-Deutschland-Geschäftsführer Scholte.
Die Bauindustrie verliert im dritten Quartal 2019 zwar nur einen
Prozentpunkt zum Vorquartal, aber 16 Prozentpunkte gemessen am
vergleichbaren Vorjahresquartal. Sie steht bei einem
Beschäftigungsausblick von +4 Prozent. Die Branche Handel und
Gastronomie erreicht einen Wert von +1 Prozent, ein Verlust von einem
Prozentpunkt zum Vorquartal und sieben Prozentpunkten zum Vorjahr.
Die verarbeitende Industrie steht mit +9 Prozent zwar noch gut da,
musste aber Einbußen hinnehmen - einen Verlust von vier
Prozentpunkten zum zweiten Quartal und zwei Prozentpunkten zum selben
Zeitraum im Vorjahr. Zehn Prozent der Firmen wollen einstellen, im
Vorquartal waren es noch 16 Prozent, die große Mehrheit will ihre
Belegschaft zwischen Juli und September 2019 stabil halten.
"Großhandel und verarbeitende Industrie sind von den internationalen
Handelsstreitigkeiten betroffen und die Automobilindustrie kämpft
zusätzlich gegen schwindende Aufträge und die Androhung von
Autozöllen", sagt Scholte. "Spezialisten werden allerdings in allen
Bereichen gesucht, auch in der Logistik. Die Digitalisierung und
handelspolitische Veränderungen wie durch den Brexit schaffen neue
Herausforderungen für Unternehmen." Gesucht werden international
erfahrene Logistiker, Call Center Agenten, Personen für die
Dateneingabe und Techniker. Die Industrie sucht Experten für die
Bedienung der Maschinen, Metallarbeiter, Ingenieure und
Chemietechniker.
Versorger und soziale Einrichtungen suchen Fachkräfte
Den optimistischsten Wert aller Branchen im dritten Quartal 2019
erreichen die Versorger im Bereich Gas, Strom und Wasser mit einem
Beschäftigungsausblick von +11 Prozent. Kein Unternehmen dieser
Branche will Personal abbauen, elf Prozent wollen einstellen, 89
Prozent die Anzahl der Mitarbeiter stabil halten. Es ist die einzige
Branche, die weder im Vergleich zum Vorquartal noch zum Vorjahr
verliert. "Versorger gelten als Vorreiter bei einigen digitalen
Projekten wie der künstlichen Intelligenz. Um beispielsweise
intelligente Energieversorgung und Smart-Home-Lösungen
voranzutreiben, braucht die Branche Experten", erläutert Scholte, "Im
Wettbewerb um Arbeitskräfte müssen sie allerdings noch aufholen."
Auch Unternehmen aus dem Bereich öffentliche Wirtschaft und
Soziales erwarten mit einem Netto-Beschäftigungsausblick von +8
Prozent einen relativ freundlichen Arbeitsmarkt. Der Wert entspricht
dem Stand im Vorquartal und liegt einen Prozentpunkt unter dem
dritten Quartal 2018. Sechs Prozent der Firmen wollen zusätzliches
Personal einstellen, keiner will die Mitarbeiterzahl reduzieren. "An
der Schwelle zum demografischen Wandel werden Fachkräfte im
Gesundheitswesen und der Pflege gesucht. Altenpfleger, Lehrer und
Erzieher sind zunehmend Mangelware. Zudem sind diese Branchen auch
kaum von internationalen Konflikten betroffen", so Scholte.
Regionen: München robust, Berlin im steten Fall
Den stärksten Wert aller Regionen hat München: Der
Beschäftigungsausblick liegt in der bayrischen Metropole bei +13
Prozent. Im Vergleich zum vorangegangenen Quartal sind das zwar vier
Prozentpunkte weniger, aber gemessen am vergleichbaren
Vorjahresquartal ein Plus von fünf Prozentpunkten. Bayerns
Landeshauptstadt hat damit einen ziemlich robusten Arbeitsmarkt. In
Frankfurt am Main steigt der Beschäftigungsausblick als einzige Stadt
im Vergleich zum Vorquartal an - um einen Prozentpunkt auf +9
Prozent. Zum Vorjahr bedeutet dies eine Abnahme um drei
Prozentpunkte. Viele große gestandene Unternehmen stützen die beiden
Metropolen.
Berlin erwartet im Vergleich einen Rückgang der Einstellungspläne:
Der Beschäftigungsausblick für die Hauptstadt liegt nur noch bei +5
Prozent, im Vorquartal waren es noch +7 Prozent und im Vorjahr +15
Prozent. "Die Berliner Wirschaft ist lange stark gewachsen, auch dank
großer Bauprojekte und einer starken Digitalwirtschaft. Doch in der
Baubranche ist der Dauerboom nun abgeflaut. Die vielen kleinen
IT-Firmen haben zudem Schwierigkeiten bei der Fachkräftesuche", sagt
Scholte, "Doch auch für Berlin gilt: Es handelt sich um keine
Entlassungswellen, sondern nur ein schwächeres Wachstum."
Das Ruhrgebiet gewinnt zwei Prozentpunkte im Vergleich zum zweiten
Quartal 2019 und steht bei +6 Prozent, im Vergleich zum
vergleichbaren Vorjahresquartal verliert es allerdings einen
Prozentpunkt. Der Norden ist gleichstark mit einem
Beschäftigungsausblick von +6 Prozent, verliert vier Prozentpunkte
zum Vorquartal und gewinnt fünf Prozentpunkte zum Vorjahr. Der Süden
verliert im Vergleich zu Vorjahr und Vorquartal und steht bei +5
Prozent. Der Osten verliert ebenfalls gemessen an den beiden
Vergleichswerten und steht bei +4 Prozent. Der Westen verliert
jeweils sieben Prozentpunkte und fällt auf +2 Prozent.
Weltweit wollen Firmen mehrheitlich Personal aufstocken
Weltweit bleibt die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen
mehrheitlich positiv. Die ManpowerGroup Studie zeigt für das dritte
Quartal 2019 in 43 von 44 untersuchten Ländern und Territorien einen
erwarteten Beschäftigungszuwachs in der Periode bis Ende September.
Einstellungserwartungen für das kommende Quartal sind in 18 von 44
Ländern und Territorien stärker im Vergleich zum Vorquartal,
schwächer in 18 Gebieten und unverändert in acht Regionen. Gegenüber
dem selben Quartal des Vorjahres verbesserten sich die
Rekrutierungspläne in zwölf Gebieten, schwächten sich ab in 26
Ländern und Territorien und blieben in sechs unverändert. Die
Einstellungsbereitschaft im zweiten Quartal 2019 ist am stärksten in
Japan, Kroatien, Taiwan, Griechenland, Slowenien und den USA. Die
schwächsten Einstellungsabsichten gibt es in Ungarn, Argentinien,
Italien und Spanien.
In Europa, dem Nahen Osten und Afrika (EMEA) ist der
Beschäftigungsausblick für das dritte Quartal 2019 lediglich in einem
der 26 Länder negativ. Ungarn weist mit -2 Prozent den schwächsten
Beschäftigungsausblick aus. Im Quartalsvergleich verbessern sich die
Aussichten in fünf Ländern, schwächen sich aber in 14 ab. Besonders
hoch ist der Verlust mit minus 21 Prozentpunkten zum Vorjahr für
Ungarn. Der Ausblick für Slowenien nahm im Vergleich zum Vorquartal
um elf Prozentpunkte zu und liegt nun bei +20 Prozent.
Österreich verliert einen Prozentpunkt zum ersten Quartal und vier
Prozentpunkte zum Vorjahr und liegt bei einem Beschäftigungsausblick
von +3 Prozent.
Zu den Gewinnern gehören beispielsweise Griechenland (+20 Prozent,
0 zum Vorquartal, 5 zum Vorjahr), Slowenien (+20 Prozent, 11 zum
Vorquartal, 8 zum Vorjahr) und Rumänien (+14 Prozent, Gewinn um 2
Prozentpunkte zum Vorquartal und 0 zum Vorjahr).
Bemerkenswert ist, dass Großbritannien trotz Brexit-Chaos relativ
stabil dasteht. Der Beschäftigungsausblick liegt für das dritte
Quartal 2019 bei +4 Prozent. Die Werte bleiben im Vergleich zum
Vorjahr und -quartal unverändert. Seit Anfang 2013 liegt der Wert
fast durchgehend im Bereich von +4 bis +7 Prozent, ohne große
Ausreißer.
Detaillierte Ergebnisse des ManpowerGroup Arbeitsmarktbarometers
für alle teilnehmenden Länder inklusive einer Infografik sind
abrufbar unter diesem Link: http://ots.de/3vIcWm
Hintergrundinformation
Die ManpowerGroup veröffentlicht jedes Quartal das ManpowerGroup
Arbeitsmarktbarometer. Dafür werden über 60.000 Arbeitgeber in 44
Ländern zu ihren Einstellungs- und Entlassungsplänen im jeweils
kommenden Quartal befragt. Die Ursprungswerte werden mithilfe einer
Methode zur Saisonbereinigung von jahreszeitlichen Schwankungen
befreit. Die Untersuchung mit dem internationalen Titel
"ManpowerGroup Employment Outlook Survey" ist die am längsten
laufende weltweite Untersuchung zur Einschätzung der zukünftigen
Arbeitsmarktentwicklung. Die Ergebnisse finden weltweit Beachtung bei
Ökonomen, Arbeitsmarktexperten und Finanzanalysten. Die Studie dient
unter anderem der Europäischen Kommission regelmäßig als Quelle für
ihren monatlichen Beobachtungsbericht (monthly monitoring report)
über die europäische Arbeitsmarktlage und die soziale Situation in
der EU.
Mehr Informationen zum ManpowerGroup Arbeitsmarktbarometer finden
Sie unter http://ots.de/eHs7K2.
Über die ManpowerGroup
Die ManpowerGroup ist weltweit führend in der Bereitstellung
innovativer Lösungen und Dienstleistungen, mit denen Unternehmen in
der sich verändernden Welt der Arbeit erfolgreich sein können. Mit
mehr als 40.000 Mitarbeitern zählt die ManpowerGroup zu den drei
größten Personaldienstleistern in Deutschland. Unter dem Dach der
Unternehmensgruppe agieren an bundesweit 153 Standorten die
Gesellschaften Manpower, Stegmann, Experis, ManpowerGroup Solutions,
Proservia, Right Management sowie spezialisierte Einzelmarken.
Mehr Informationen erhalten Sie unter http://www.manpowergroup.de.
Pressekontakt:
Faktenkontor GmbH
Clemens Hoh / Christine Probost
Wiesenhüttenplatz 26
60329 Frankfurt am Main
Tel.: +49 69 2474980-20
Original-Content von: ManpowerGroup Deutschland GmbH, übermittelt durch news aktuell
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