Rheinische Post: Kommentar /
Bei Bayer wächst die Zerschlagungs-Gefahr
= Von Antje Höning
Geschrieben am 27-06-2019 |
Düsseldorf (ots) - Werner Wenning ist nicht zu beneiden: Schon vor
Jahren hat der Aufsichtsrats-Chef die Gefahr gesehen, dass Bayer zum
Spielball zerschlagungswilliger Investoren wird. Den Ausweg suchten
er und sein Adlatus Werner Baumann im größten Zukauf, den je ein
deutscher Konzern wagte. Doch sie kauften mit Monsanto offenkundig
die falsche Firma. Und nun ist passiert, was Wenning immer verhindern
wollte: Elliott, eine Heuschrecke, ist in Leverkusen eingestiegen.
Der US-Fonds dürfte den Kursabsturz, den der Monsanto-Deal ausgelöst
hatte, genutzt haben, um sich günstig einzudecken. Nun gibt es keinen
Grund, Fonds wie Elliott zu verteufeln. Sie können Mahner und
Aufwecker sein, sie legen den Finger in die Schwachstellen der
Konzerne. Aber sie nehmen dabei auch keine Rücksicht - weder auf
Traditionen und Mitbestimmung noch auf Standorte und Manager. Das
haben Konzerne wie einst Siemens, aber aktuell auch Thyssenkrupp und
Uniper bereits leidvoll erfahren.
Und so ist der Einstieg bei Bayer, den der Konzern mit seiner
Wagenburg-Mentalität Monate lang auszusitzen versuchte, ein erneutes
Misstrauensvotum gegen den Vorstand: Die Aktionäre verweigerten die
Entlastung, ohne dass dies rechtliche Folgen hatte. Doch Elliott will
Taten sehen. Schon im ersten Schreiben, in dem sich die Amerikaner
als Großaktionär zu erkennen geben, legen sie Daumenschrauben auf den
Tisch. Sie loben zwar den Kurswechsel, den Bayer nun bei den
Glyphosat-Klagen angekündigt hat. Endlich berät ein Anwalt mit
Erfahrung in Produkthaftungsklagen Bayer - und man fragt sich, wieso
das nicht schon vor der Übernahme erfolgte. Auch macht Bayer die Tür
für Vergleiche und damit ein Ende mit Schrecken auf. Doch Elliot will
mehr. Die Gefahr, dass der Traditionskonzern zerschlagen wird, ist
größer denn je.
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