BERLINER MORGENPOST: Einfach überrollt / Kommentar von Isabell Jürgens zu den neuen Maßnahmen gegen die E-Roller-Flut
Geschrieben am 07-08-2019 |
Berlin (ots) - Seit gerade einmal zwei Monaten dürfen E-Scooter
legal in Deutschland gefahren werden. Und der naive Glaube, dass die
Tretroller mit Elektroantrieb sich zur umweltschonenden Alternative
zum Autoverkehr entwickeln, hat sich gründlich zerschlagen. Genau
das Gegenteil ist eingetreten. Statt die Innenstadt zu entlasten,
haben die Anbieter die City geradezu geflutet mit ihren Mietrollern,
die nun in Massen Gehwege verstopfen, Bushaltestellen versperren oder
als Elektroschrott im Gebüsch oder der Spree landen. In nur wenigen
Wochen haben es die meist jugendlichen Nutzer zudem geschafft, durch
rücksichtslose Fahrweise alle anderen Verkehrsteilnehmer gegen sich
aufzubringen.
Zugegeben: Die Zulassung der Roller hat Bundesverkehrsminister
Andreas Scheuer (CSU) und nicht Berlin auf den Weg gebracht. Aber
Berlin hat es versäumt, die Anbieter frühzeitig in die Pflicht zu
nehmen und mit klaren Spielregeln dafür zu sorgen, dass die E-Scooter
nicht zum Problemfall werden. Die Verkehrssenatorin begründet dies
damit, man habe die Einführung des an sich erwünschten Neuzugangs
nicht schon von vornherein durch zu viele Einschränkungen behindern
wollen. Und man habe ja, nachdem das Problem erkannt sei, schnell
gehandelt.
Eine Aussage, die verwundert. Denn in anderen Metropolen, in denen
die E-Scooter schon länger zugelassen sind, sind genau die Probleme
aufgetaucht, mit denen sich nun die Berliner herumschlagen müssen.
Die Senatorin hätte gewarnt sein müssen. Parkverbote auf Gehwegen und
an Sehenswürdigkeiten sind überfällig. Und das Märchen von der
umweltfreundlichen Mobilitätsalternative ist angesichts der
Haltbarkeit der Mietroller von höchstens sechs Monaten ohnehin längst
entzaubert.
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