Mittelbayerische Zeitung: Wer organisiert ein Woodstock II?/50 Jahre nach dem Festival für Frieden und Musik braucht Amerikas Gesellschaft eine neue Bewegung gegen Ungerechtigkeit und Hass. Von Manfre
Geschrieben am 09-08-2019 |
Regensburg (ots) - Das Woodstock-Festival fand genau vor 50 Jahren
statt. Eigentlich standen kommerzielle Interessen hinter der Idee,
die damals besten Bands und Musiker zusammenzubringen. Und es gab
schreckliche organisatorische Pannen, weil man kurzfristig an einen
anderen Ort ausweichen musste und offenbar keiner wusste, wie man die
Anreise von 400 000 Menschen organisiert und sie versorgt. Aber es
wurden dann doch Tage des Friedens und der Musik, wie die
Veranstalter versprochen hatten. Die Festival-Besucher mögen auf dem
Höhepunkt der Hippie-Bewegung zu viele Drogen genommen und
unbeschwerten Sex gehabt haben, aber sie wollten auch, dass sich
etwas ändert im Land. Sie fühlten sich als Teil von etwas Großem.
Blickt man heute auf dieses Land, möchte man ihm wieder etwas Großes,
wieder ein Woodstock wünschen. "Viele Probleme, über die wir uns
damals Sorgen gemacht haben, sind zurück", sagt Mit-Organisator
Michael Lang und meint damit vor allem die Spaltung der
US-Gesellschaft etwa in Bezug auf den Umgang mit Migranten und das
Rassen-Thema. Er meint auch seinen Präsidenten Donald Trump, dem der
Klimawandel egal ist. Dabei gab es 1969 in den Staaten schon Anfänge
der Umweltbewegung, die Hippies zog es in die Natur. Gleichzeitig
waren Hoffnungen zerstoben. Die Bürgerrechtsbewegung stand noch unter
dem Schock der Morde an Martin Luther King und Bobby Kennedy ein Jahr
zuvor. Und dann war da dieser Krieg, den die Vereinigten Staaten in
Vietnam führten. Am Ende hatten dort 58 000 US-Soldaten ihr Leben
verloren, 150 000 waren verwundet worden, hunderttausende
traumatisiert. Auch heute befinden sich die USA in einer Art Krieg,
einem Wirtschaftskrieg. Gegner sind vor allem China und die EU, die
Waffen sind Zölle. Kein US-Soldat kommt dabei tot im Sarg zurück,
daher ist es schwierig, einen Ansatz für eine neue Bewegung für
Frieden und Freiheit zu finden. Und trotzdem blickt die Nation wieder
auf Särge. Offener Rassismus bricht sich in Gewaltakten und
Amokläufen Bahn, zuletzt in El Paso und Dayton mit 29 Toten. Das
politische Klima in den USA ist heute wie vor 50 Jahren vergiftet.
Trump arbeitet unbeirrt an einem Amerika, das vor allem an sich denkt
und von weißen, möglichst reichen Männern beherrscht wird. Damit hält
er seine Wähler- und Fan-Basis. Allzu laxe Waffengesetze will der
Präsident nicht angehen, für die Opfer dieser Politik zeigt er wenig
Empathie. Ungerechtigkeit, Gewalt, Hass sind also wieder da 50 Jahre
nach Woodstock. Die Folk-Sängerin Joan Baez stand damals mitten in
der Nacht auf der Bühne, schwanger im sechsten Monat. Sie sang "We
Shall Overcome" (Wir werden es überwinden), das wohl bekannteste
Protestlied. Das machte nicht nur denjenigen unter den 400 000 Mut,
die noch wach waren. Das ganze Festival gab trotz seiner
Unzulänglichkeiten, einer Portion Pech mit dem Wetter, aber einer
zutiefst friedlichen Ausstrahlung zumindest kurzzeitig denjenigen
Rückenwind, die sich in Frauen-, Bürgerrechts- und Friedensbewegungen
engagierten. Wo sind heute die Impulse für eine Bewegung, die
Lösungen befördert? Wer organisiert das neue Woodstock? Die
Kommunikation wäre ungleich einfacher als 1969. Die sozialen Medien
etwa sind nicht nur eine leider zu oft genutzte Plattform für
Hassbotschaften, sondern wären ideal für eine breit angelegte
Kampagne für Frieden und Ökologie, gepaart mit dem Aufruf zur
Solidarität - mit Minderheiten, Rassen, der Weltgemeinschaft
insgesamt. Woodstock bleibt natürlich auch wegen seiner musikalischen
Höhepunkte in Erinnerung. Zu wenige davon sind durch den
gleichnamigen Film und den Soundtrack überliefert. Aber Jimmy
Hendrix' Version der US-Nationalhymne, Joe Cockers "With a Little
Help from My Friends" oder das irrwitzige Gitarrenspiel von "Ten
Years After"-Frontman Alvin Lee haben sich ins Gedächtnis
eingebrannt. Der Titel, den Lee auch sang: "I'm Going Home" - eine
Aussage, die sich Donald Trump zu Eigen machen könnte.
Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de
Original-Content von: Mittelbayerische Zeitung, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
697395
weitere Artikel:
- Rheinische Post: Kommentar /
Italien will einen starken Mann
= Von Julius Müller-Meiningen Düsseldorf (ots) - Wer das Konterfei von Matteo Salvini noch nicht
kennt, der kann das nun nachholen. Der 46-jährige Innenminister hat
gerade die jüngste Regierungskrise in Italien losgetreten und steht
davor, das Kommando in Rom zu übernehmen. Im Herbst dürfte gewählt
werden. Eine Überraschung ist das nicht. Zu unterschiedlich sind
Fünf-Sterne-Bewegung und die von Salvini geführte rechte Lega, die
sogar des Linksliberalismus unverdächtigen Politikern wie dem
deutschen Innenminister Horst Seehofer unheimlich geworden ist.
Regierungskrisen mehr...
- Rheinische Post: Kommentar /
Ungewohnte Wirtschaftsschwäche
= Von Martin Kessler Düsseldorf (ots) - Deutschland hat die Finanzkrise von 2009 so gut
überstanden, dass die meisten Menschen hierzulande glauben,
Wirtschaftseinbrüche gehören der Vergangenheit an. Die Produktion
erreichte neue Rekordhöhen, die Staatshaushalte wurden saniert, und
auf dem Arbeitsmarkt herrschte in vielen Teilen des Landes
Vollbeschäftigung. Viele fühlten sich an das Wirtschaftswunder der
50er und 60er Jahre erinnert.
Doch in der Wirtschaft ist nichts von Dauer. Und auch nach einem
lang anhaltenden Aufschwung gibt es irgendwann einen mehr...
- Rheinische Post: Grüne üben scharfe Kritik an US-Botschafter Grenell für angedrohten Truppenabzug Düsseldorf (ots) - Die Grünen haben die Androhung des
US-Truppenabzugs aus Deutschland durch US-Botschafter Richard Grenell
scharf kritisiert. "Unter Freunden und Partnern geht man nicht so
miteinander um", sagte die verteidigungspolitische Sprecherin der
Grünen-Fraktion im Bundestag, Agnieszka Brugger, der Düsseldorfer
"Rheinischen Post" (Samstag). "Bei Donald Trump weiß man nie, ob es
die nächste wilde leere Drohung ist oder wirklich etwas dahinter
steckt", sagte Brugger. "So eine Kurzschlussreaktion wäre eine
weitere Belastung mehr...
- Rheinische Post: Top-Ökonomen lehnen mehr neue Schulden für Klimaschutz ab Düsseldorf (ots) - Führende Ökonomen lehnen eine Aufweichung der
Schuldenbremse für Mehrausgaben zum Klimaschutz strikt ab. "Für den
Klimaschutz brauchen wir einen einheitlichen CO2-Preis, nicht neue
Schulden", sagte der Präsident des Münchner Ifo-Instituts, Clemens
Fuest, der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Samstag). "Die ,schwarze
Null' ist eine politische Festlegung, an der man nicht festhalten
sollte, wenn die Konjunktur einbricht. Soweit sind wir allerdings
noch nicht", sagte Fuest. "Die Schuldenbremse bietet gleichzeitig
genug mehr...
- Rheinische Post: Antisemitismusbeauftragter will Mitnahme von Israelis durch Kuwait Airways per Gesetz erzwingen Düsseldorf (ots) - Der Antisemitismusbeauftragte der
Bundesregierung, Felix Klein, will Kuwait Airways dazu verpflichten,
künftig auch israelische Staatsbürger von deutschen Flughäfen aus zu
transportieren. Dafür fordert er eine Erweiterung des Allgemeinen
Gleichbehandlungsgesetzes und damit die Schließung einer
"Gesetzeslücke". Klein sagte der Düsseldorfer "Rheinischen Post"
(Samstag): "Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz muss ergänzt
werden, dass niemand wegen seiner Nationaliät diskriminiert werden
darf. Dann wäre Kuwait Airways mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|