Überfällig / Christian Matz zu Preisen fürs Parken
Geschrieben am 03-01-2020 |
Mainz (ots) - Samstagmittag, in der Frankfurter Innenstadt, nahe der
Einkaufsmeile Zeil. Wer dort fünf, sechs Stunden sein Auto im Parkhaus
abgestellt hat, der fragt sich spätestens bei der Ausfahrt, warum er eigentlich
nicht mit Deutscher, S- oder U-Bahn angereist ist. Warum fragt er sich das? Weil
er am Parkautomaten locker 30 bis 40 Euro bezahlt hat - nachdem er erstmal im
normalen Innenstadt-Stau und dann nochmal vor dem überfüllten Parkhaus gewartet
hat. Er hat so viel bezahlt, weil es in Parkhäusern möglich ist, die Tarife zu
staffeln. Zeiten mit höherer (Parkplatz-)Nachfrage erlauben höhere Preise.
Städte hingegen, in deren Straßen rund um die Uhr die Parkplätze knapp sind
(tagsüber im Geschäftszentrum, nachts in den Wohngebieten) dürfen nicht so frei
verfahren. Diese Vorschrift ist völlig veraltet. Der Vorstoß des
Automobilverbandes für mehr Gestaltungsspielraum bei den Preisen ist deshalb
überfällig. Auch wenn die Kopplung an das Einkommen zu weit geht, weil dies viel
zu bürokratisch ist. Wir reden über intelligente digitale
Verkehrsstrommessungen, bekommen aber nicht einmal die einfachsten
Regelungsmechanismen auf die Reihe. 30 Euro für einen Jahres-Anwohnerparkausweis
in einer dicht bewohnten Innenstadt mit ohnehin zu wenig Parkplätzen sind, seien
wir ehrlich, ein Witz - so kommt niemand ins Grübeln, ob er vielleicht nicht
doch auf ein eigenes Auto verzichten kann. Aber: Allein mit höheren Parkpreisen
und -knöllchen, Abschreckung also, ist eine Verkehrswende natürlich nicht zu
schaffen. Dafür braucht es auf der anderen Seite viel mehr Anreize, zuallererst
ein noch besser ausgebautes ÖPNV-Netz.
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