Kommentar / Ende der Cent-Münzen geht nur europaweit = Von Georg Winters
Geschrieben am 28-01-2020 |
Düsseldorf (ots) - Nicht dass die Idee, man möge die kleinen Münzen in Europa
abschaffen, neu wäre. Etliche Politiker-Generationen haben sich schon an ihr
abgearbeitet. Jetzt will Ursula von der Leyen mit der EU-Kommission offenbar
einen neuen Anlauf nehmen. Die Befürworter haben ökonomisch gute Argumente auf
ihrer Seite. Viele Menschen zahlen lieber mit Karte, per Paypal oder Apple Pay
als mit dem guten alten Bargeld. Die Prägung der Münzen verschlingt mehr Geld,
als die Münzen nachher wert sind. Und es gibt in Europa schon mehrere Staaten,
die das Kleinste vom Kleingeld abgeschafft haben. Worauf warten wir dann
eigentlich noch?
Antwort: Darauf, dass die Mitgliedsstaaten der Euro-Zone es endlich hinbekommen,
eine europaweite Lösung zu präsentieren. Das haben sie bislang noch nie auf die
Reihe bekommen. Wer die Münzen nicht mehr will, muss dem Verbraucher auch klar
sagen, dass dann Preise auf- und abgerundet werden, und das geht nur, wenn alle
an einem Strang ziehen. Andernfalls fühlt sich der Verbraucher leicht über den
Tisch gezogen.
So viel Einheit ist dem Kontinent bisher fremd geblieben. Und es fällt schwer,
an den europaweiten Anfang vom Ende des Baren zu glauben, solange fünf von acht
Deutschen immer noch lieber mit Scheinen und Münzen zahlen als mit Plastik.
Jedenfalls, wenn es um Kleinbeträge geht. Und da wissen sie womöglich so manchen
Händler hinter sich. Für den Bäcker um die Ecke zum Beispiel kann der kleine
Preisunterschied beim Brötchen nämlich ein Wettbewerbsargument sein. Insofern
ist jede Münze, die Europas Parlamentarier irgendwann aus dem Verkehr ziehen,
auch der Entzug eines kleinen Stückchens Freiheit. So wenig das die
Karten-Fetischisten dieser Welt auch verstehen mögen.
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