Kommentar: Was den Patienten helfen würde
Geschrieben am 04-02-2020 |
Düsseldorf (ots) - Für Patienten, deren Operation oder Untersuchung abgesagt
wurde, ist der Streik der Uniklinik-Ärzte ein Ärgernis. Wie so oft sind
Unbeteiligte die Leidtragenden des Arbeitskampfes. Schuld an der Zuspitzung sind
die Arbeitgeber: In Zeiten hoher Arbeitslosigkeit konnten sie es sich noch
leisten, junge Ärzte auszubeuten. Bereitschaftsdienste wurden schlecht oder gar
nicht bezahlt, 24-Stunden-Dienste waren üblich. Mit seinem Streik im Jahr 2006
schaffte der Marburger Bund den Durchbruch: Er erzwang einen Tarifvertrag für
Klinikärzte und setzte durch, dass Bereitschaftszeit als Arbeitszeit anerkannt
wurde. Der Marburger Bund zeigte erstmals, wie mächtig eine Spartengewerkschaft
sein kann. Vieles ist seither besser geworden, doch noch ist nicht alles gut.
Die Hälfte der Klinikärzte fühlt sich laut Umfragen häufig überlastet, drei
Viertel klagen über gesundheitliche Beeinträchtigungen. Das können sich die
Kliniken nicht länger leisten, zumal sich der Fachkräftemangel verschärfen wird.
Ein Medizinstudium ist auch viel zu teuer dafür, anschließend Ärzte zu
Unternehmensberatungen oder Pharmafirmen abwandern zu lassen. Vor allem sollte
den Kliniken die Sicherheit der Patienten am Herzen liegen: Wer will schon von
übermüdeten Ärzten behandelt werden? Wenn die Länder als Arbeitgeber der
Uniklinik-Ärzte nun jammern, wie sie das denn finanzieren sollen, sollten sie
die Diagnosen zum deutschen Gesundheitssystem lesen: Das leidet an Unter-, Über-
und Fehlversorgung. Es gibt nicht zu wenig Geld, das Geld ist nur falsch
verteilt. Wenn die Politik endlich die Wald-und-Wiesen-Kliniken schließen würde,
die alles können, aber nichts richtig, könnten Länder viele Investitionsmittel
einsparen und in die Ausstattung der verbleibenden Häuser stecken. Das würde
nicht nur Ärzten helfen, sondern vor allem den Patienten.
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