(Registrieren)

WESTFALEN-BLATT: Kommentar zu Annegret Kramp-Karrenbauers Rücktritt

Geschrieben am 10-02-2020

Bielefeld (ots) - Alles auf Anfang: Annegret Kramp-Karrenbauer kapituliert und
lässt die CDU in einem ziemlich ramponierten Zustand zurück. 14 Monate nach
ihrer Wahl zur Parteivorsitzenden, die im besten Falle auch gleich die Frage der
Kanzlerkandidatur in ihrem Sinne hätte klären sollen, erkennt die 57-Jährige,
dass ihr das alles Entscheidende zum politischen Erfolg fehlt: der Rückhalt in
den eigenen Reihen.

Schon länger hatten einflussreiche Christdemokraten immer mal wieder
durchblicken lassen, dass es schwer werden dürfte, die Basis für einen
AKK-Wahlkampf zu mobilisieren. Offen sagen wollte das natürlich keiner - so
funktioniert das halt unter Parteifreunden. Und auch Annegret Kramp-Karrenbauers
Rivalen hatten nie erklärt, dass sie bereit sind, sich voll und ganz hinter der
CDU-Frontfrau zu versammeln. Das gilt für Friedrich Merz wie für Armin Laschet,
wenn beide auch in Auftreten wie in Strategie unterschiedlicher nicht sein
könnten.

Dass ihr im Zuge des Thüringen-Desasters auch noch ihre Amtsvorgängerin Angela
Merkel in die Parade fuhr, muss für Annegret Kramp-Karrenbauer endgültig das
Signal zum Aufgeben gewesen sein. Denn wenn die Kanzlerin entgegen ihrer
Gewohnheit aus dem Ausland zu einer innenpolitischen Frage in dieser Art und
Weise Stellung nimmt, wie sie es getan hat, kann das nur eines bedeuten: Auch
Angela Merkel hat den Glauben an Annegret Kramp-Karrenbauers Führungsstärke und
Durchsetzungskraft endgültig verloren.

Annegret Kramp-Karrenbauer hinterlässt kein bestelltes Feld, sondern einen kreuz
und quer durchpflügten Acker. Daran ist gewiss nicht sie alleine schuld, dafür
trägt auch Angela Merkel ein gehöriges Stück Mitverantwortung. Denn selbst wenn
AKK vom ersten Tag an alles in ihrem Sinne hätte regeln können, hätte sie
trotzdem mit dem Erbe von 18 Jahren Angela Merkel zu kämpfen gehabt.

Gleichwohl hat Kramp-Karrenbauer nach ihrer Wahl auf dem Hamburger Wahlparteitag
im Dezember 2018 so ziemlich alles falsch gemacht, was sie falsch machen konnte.
Symbolisch steht der missglückte Karnevalswitz für ihre beinahe durchgehend
falsche Themensetzung, für missglücktes Timing und haarsträubende
Kommunikationspannen. Heute weiß die CDU weniger denn je, wo sie steht und wofür
sie steht. Die Konfusion von Thüringen ist symptomatisch - von AfD bis Linke
scheint beinahe alles möglich. Es fehlt ein Kompass, und ohne den kann es keinen
klaren Kurs geben. Die CDU ist ernsthaft in Gefahr, ihren Status als letzte
echte Volkspartei Deutschlands zu verlieren.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Ulrich Windolph
Telefon: 0521 585-261
wb@westfalen-blatt.de

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/66306/4516844
OTS: Westfalen-Blatt

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

720863

weitere Artikel:
  • Kommentar / Daimler sollte mit BMW kooperieren = Von Florian Rinke Düsseldorf (ots) - Böse Zungen behaupten, dass die Bundesregierung die Umsetzung der neuen Prämie für Elektroautos auch deswegen verzögert, um der deutschen Autoindustrie mehr Zeit zu verschaffen. Denn während ausländische Hersteller ihre E-Autos bereits auf dem Markt haben, tun sich die Deutschen schwer. Schon bei der Abwrackprämie 2009 hatten speziell ausländische Hersteller von Prämien aus Steuergeldern profitiert. Das soll sich, folgt man dieser Theorie, nicht wiederholen. Also werde gewartet, bis die Deutschen so weit sind. Es mehr...

  • Kommentar / Merkels neue Milde mit Viktor Orbán = Von Martin Kessler Düsseldorf (ots) - Der Besuch des umstrittenen ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán bei Kanzlerin Merkel läuft erstaunlich routiniert ab. Vergessen ist dessen vielfache Behinderung einer freien Presse und einer unabhängigen Wissenschaft. Korruption und Fremdenfeindlichkeit in seinem Land spielen keine Rolle. Es geht um die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen und die Zukunft der EU-Finanzen. Da kann Ungarn einiges vorweisen und kompetent mitreden. Man mag es der Kanzlerin fast nachsehen, dass sie im Augenblick andere Probleme mehr...

  • Rückzug von Kramp-Karrenbauer: Überfordert und zermürbt / Kommentar von Dietmar Ostermann Freiburg (ots) - Öffnung nach links zur Linken oder Öffnung nach rechts zur AfD - die Entscheidung musste die Partei spalten. Kramp-Karrenbauer fand keinen Ausweg und trägt Mitverantwortung für die wohl schwerste Krise der CDU seit zwei Jahrzehnten. Ihr Rückzug, garniert mit der Forderung, Parteivorsitz und Kanzlerschaft gehörten rasch wieder in eine Hand, könnte auch das Ende Merkels beschleunigen. Und damit das der Großen Koalition. http://mehr.bz/khs34p Pressekontakt: Badische Zeitung Schlussredaktion Badische Zeitung Telefon: mehr...

  • Kommentar zu Kramp-Karrenbauers Rückzug Stuttgart (ots) - Geschick und Fortüne, die einen Helmut Schmidt (damals noch als Hamburger Polizeisenator) in der Sturmflut, einen Helmut Kohl nach dem Mauerfall oder eine Angela Merkel in der Euro-Krise auszeichneten, hat Kramp-Karrenbauer an der Spitze der CDU ein ums andere Mal vermissen lassen. (...) Ihr Verzicht bedeutet für die CDU zunächst eine Belastung. Die Führungskrise der Partei spitzt sich weiter zu. In einer Lage, in der nicht weniger als die Identität der CDU zur Debatte steht: straff geführter Kanzlerwahlverein mehr...

  • Linke warnt vor Auslandsmissionen des Inlandsgeheimdienstes Düsseldorf (ots) - Die Linke sorgt sich um die Kontrolle des Inlandsgeheimdienstes bei Missionen im Ausland. "Aus meiner Sicht ist die Weitergabe deutscher Daten in einen internationalen Geheimdienst-Pool rechtswidrig", sagte Linken-Europa-Experte Andrej Hunko der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Dienstag). Er berief sich auf die Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken. Danach bestätigte die Bundesregierung, dass "Missionen sowie Übungen" Bestandteil der regelmäßigen Arbeit im Sicherheitsbereich seien und das auch mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht