Ein Ausweg / Friedrich Roeingh zu Thüringen
Geschrieben am 18-02-2020 |
Mainz (ots) - Ach, hätte die CDU doch nur jemanden mit dem strategischen
Geschick eines Bodo Ramelow in ihren Reihen. Einen, der zugleich ein
staatstragendes Politikverständnis beweist. Natürlich kommen gleich wieder die
Einwürfe, es sei doch nur eine Finte des Linken, seine CDU-Vorgängerin Christine
Lieberknecht als Ministerpräsidentin einer Übergangsregierung vorzuschlagen.
Gegenfrage: Was sollte denn jemand noch vorschlagen, der die weitaus
erfolgreichste Partei in Thüringen anführt? Was sollte jemand noch vorschlagen,
dem 70 Prozent der Bürger in Thüringen bescheinigen, dass er selbst der
Ministerpräsident ihrer Wahl wäre? Und was soll es denn sonst für eine Lösung
geben, wenn in Thüringen - bei gleichzeitigem Ausschluss von Linken und AfD -
keine Mehrheit für eine tragfähige Koalition zu finden ist? Bleibt die Frage, ob
es schon nach 70 Tagen eine Neuwahl in Thüringen geben soll, oder ob CDU und FDP
ein längerer Zeitraum gewährt wird, sich halbwegs zu berappeln? Auch zu diesem
Gnadenakt wäre Ramelow am Ende wohl bereit. Was für eine Demütigung für
Christdemokraten und Liberale, die diese allein sich selbst zuzuschreiben haben.
Ob sich die Verfechter der repräsentativen Demokratie - wie von der AfD
beabsichtigt - als Vertreter eines unfähigen Systems vorführen lassen, liegt nun
ganz allein an ihnen. Und wer für sich reklamiert, keine Weisungen aus den
Parteizentralen in Berlin erhalten zu wollen, muss nun selbst auch wenigstens
ein klein bisschen zur Lösung der politischen Krise in Erfurt beitragen. Einer
Krise, die noch immer das ganze Land in eine Art politische Geiselhaft nimmt.
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