Kassenarztchef: Bundesweite Schulschließungen wären "hysterische Überreaktion"
Geschrieben am 07-03-2020 |
Osnabrück (ots) - Kassenarztchef: Bundesweite Schulschließungen wären
"hysterische Überreaktion"
Gassen: Verbot von Großveranstaltungen "nicht zielführend" - Bevölkerung "wie in
Corona-Schockstarre"
Osnabrück. Kassenarztchef Andreas Gassen hat scharfe Kritik an wiederholten
Rufen nach "Corona-Schulferien" geübt: "Bei wenigen Hundert Infizierten in
Deutschland wären bundesweite Schulschließungen eine hysterische Überreaktion",
sagte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) der
"Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). In Italien sei die Lage mit 3000 Infizierten
und 110 Toten eine ganz andere. "Dort gab es die Notwendigkeit zu reagieren. Ob
es die richtige Entscheidung war, wird sich zeigen. Aber mit der Situation in
Deutschland und in anderen europäischen Ländern ist das nicht vergleichbar."
Entschieden stellte sich der KBV-Chef auch gegen Forderungen nach einem Verbot
von Großveranstaltungen. "Wir können doch nicht das öffentliche Leben
stilllegen, und die Leute sitzen alle zu Hause und verfolgen vor dem Fernseher
gebannt den Corona-Liveticker, obwohl es nur sehr wenige Menschen gibt, die sich
mit einem relativ milden Virus angesteckt haben!", sagte der Mediziner der NOZ.
"Auch in einem Fußballstadion ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Fan neben mir
Corona hat, extrem gering. Gesetzliche Verbote für Großveranstaltungen halte ich
nicht für zielführend." Er selbst sei vor einer Woche noch auf einem Rockkonzert
gewesen.
Extrem beunruhigt zeigte sich Gassen angesichts des Verhaltens der Bevölkerung.
"Die Bevölkerung ist wie in einer Corona-Schockstarre, die Leute machen
Hamsterkäufe und laufen mit Schutzmasken durch die Gegend. Mit der Realität hat
das nichts zu tun, aber es hindert Ärzte daran, sich um echte Patienten zu
kümmern", beklagte der KBV-Chef. "Was wir erleben, grenzt teils an Hysterie. In
Berlin stehen hundert Leute in der Schlange, weil sie meinen, getestet werden zu
müssen. Auf solche Massen kann keine Praxis eingestellt sein." Gleichwohl sei
das Gesundheitssystem "extrem leistungsfähig und wird durch das Coronavirus
nicht an seine Grenzen stoßen", betonte Gassen.
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Telefon: +49(0)541/310 207
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