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WAZ: Münteferings Abschied - Leitartikel von Ulrich Reitz

Geschrieben am 13-11-2007

Essen (ots) - Eine krebskranke Frau daheim, die ihren Mann, der
nicht mehr der Jüngste ist, in diesen schlechten Tagen besonders
braucht. Zum Beistehen, zum Mut machen, zum Trösten. Es hat schon
geringere Gründe für einen Rückzug aus der Spitzenpolitik gegeben als
diese, die nun Franz Müntefering angibt.

Warum, so mag Müntefering sich gedacht haben, soll er sich noch
schinden, mehr denn je zu Lasten seiner Frau? Für seine SPD, die
neuerdings so eine trügerische Sehnsucht entfaltet nach dem
Oppositions-Idyll? Für einen Parteivorsitzenden, der nicht nach
seiner Art ist? Schließlich für eine Kanzlerin, der er, als ihr Vize,
nicht mehr vertrauen wollte? In einer Koalition, die seiner SPD nicht
nutzt?

Und die Folgen? Die Koalition wird in sich wackliger, weil in
Müntefering eine wichtige Integrationsfigur fehlt. Für die SPD wird
die Parteilinke wichtiger als die Regierungslinke; ein Technokrat wie
Scholz wird die SPD noch weniger als Müntefering mit einer Politik
versöhnen können, die nicht nur fördern, sondern auch fordern will.
Münteferings Abgang ist politisch problematisch, dafür aber
menschlich voll o.k..

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
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Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de


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