Allg. Zeitung Mainz: Bedenken ernst nehmen (zur Elbbrücke)
Geschrieben am 14-11-2007 |
Mainz (ots) - Einen Sieger gibt es nach dem Urteil des Oberverwaltungsgerichts zur Waldschlößchenbrücke im Elbtal nicht. Auch wenn zunächst einmal mit dem Bau des Millionenprojekts begonnen werden darf, bleiben noch viel zu viele offenen Fragen. Und dabei geht es nicht nur um verschiedene Klagen von Naturschützern und Anwohnern gegen die Brücke, sondern ganz besonders um die Reaktion des Welterbeausschusses bei der Unesco. Dort wird man die jetzige Brückenplanung nicht akzeptieren und ¬ sollte das Bauwerk wie geplant kommen ¬ dem Tal seinen Status wieder aberkennen. Das Urteil zeigt aber auch sehr deutlich, dass es der Stadt Dresden nicht gelungen ist, die berechtigten Bedürfnisse der Bürger mit den Belangen des Naturschutzes und der weltweiten Bedeutung des Elbtals vernünftig abzuwägen. Das rächt sich heute: Gibt es nicht noch eine andere Gerichtsentscheidung, werden die Dresdener künftig nachts mit Tempo 30 über ihre neue Brücke fahren und dabei genug Zeit haben, um über den peinlichen Verlust des Welterbes nachzudenken. Im Rathaus der Elbe-Stadt sollte man deshalb genau überlegen, ob man jetzt mit der Planierraupe vollendete Tatsachen schafft. Mit viel gutem Willen gelingt es vielleicht, im Gespräch mit den Unesco-Verantwortlichen die Situation noch zu retten. Ein warnendes Beispiel liefert die Elbbrücke außerdem für die Brückenplaner in unserer Region. Wer im Bereich des Mittelrheintals eine Brücke errichten will, sollte neben Naturschützern und vor allem den betroffenen Bürgern frühzeitig auch den Welterbeausschuss in alle Überlegungen einbeziehen. Und Bedenken aus dieser Richtung auch wirklich ernst nehmen. Nur so lassen sich folgenschweren Entwicklungen wie jetzt in Dresden vermeiden.
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