Allg. Zeitung Mainz: Kommentar zur Großen Koalition
Geschrieben am 21-11-2007 |
Mainz (ots) - Genau heute vor zwei Jahren wurde Angela Merkel zur Bundeskanzlerin gewählt. Dies wurde nur möglich auf dem Fundament einer Großen Koalition, der zweiten in der Geschichte dieser Republik. Wie fällt die Halbzeitbilanz aus? Für die Kanzlerin persönlich zweifelsfrei hervorragend. Sie erreicht Umfragewerte - auch bei den Anhängern der SPD wie der Opposition - die sie derzeit völlig unangreifbar machen. Schaut man auf das, was innenpolitisch erreicht wurde, so fällt die Bilanz gemessen an den Zielen des Koalitionsvertrags eher durchwachsen aus. Auf der Habenseite stehen sicher die Erfolge bei den Finanzen und beim Arbeitsmarkt, die jedoch auch der guten Konjunktur geschuldet sind. Da wurde der Koalition viel geschenkt. Und dass Vorgänger Schröder die Weichen schon richtig gestellt hatte, soll ebenfalls nicht vergessen werden. Bei der Rente wurde klar Stabilität erreicht, der gestern vorgelegte Rentenversicherungsbericht belegt das eindeutig. Die beschlossene Rente mit 67 ist überdies die einzig richtige Antwort auf die demographische Entwicklung im Seniorenland Deutschland. In der Familienpolitik heißen die Stichworte Elterngeld und viel mehr Betreuungsplätze, auch hier ein dickes Plus. Novelliertes Zuwanderungsrecht, Integrationspläne und die Islamkonferenz haben die Eckpunkte der Ausländerpolitik definiert. Eine klare Linie ist also auch hier erkennbar. Unerledigt, beziehungsweise unbefriedigend gelöst sind bisher die zum Teil erheblichen Defizite bei Gesundheit und Pflege, der inneren Sicherheit und beim Klimaschutz. Die Stagnation bei der Bahnreform wird derzeit vom Konflikt mit den Lokführern verdeckt. Es stehen für die zweite Hälfte der Legislaturperiode also noch eine Menge Aufgaben an. Wird die Koalition aber weitere zwei Jahre halten, zumal nach dem mutwillig von der eigenen Partei provozierten Abgang Franz Münteferings? Da fehlt nämlich jetzt einer, der zusammen mit Angela Merkel den Laden eisern zusammengehalten hat. Sein Nachfolger als Vizekanzler hat nichts Besseres zu tun, als sich gleich mit der Kanzlerin in den Clinch zu begeben. Das sieht auf den ersten Blick nicht gut aus. Doch gemach, den Strippenziehern auf beiden Seiten ist klar, dass sie vom Wähler einen Auftrag für volle vier Jahre erhalten haben. Keine Seite kann die Erfolge allein für sich verbuchen, beiden schaut der Wähler wegen der Defizite durchaus kritisch auf die Finger. Das weiß man im Koalitionsausschuss, wo die wirklich Mächtigen beieinander sitzen, sehr wohl. Fazit: Die Bilanz ist bisher so schlecht nicht, aber keineswegs so, dass sich einer der beiden sicher sein könnte, bei Neuwahlen wirklich als Sieger hervorzugehen. Die Profis wissen, dass gute Werte bei Meinungsumfragen eine Sache sind, der Wahltag etwas ganz anderes. Deshalb wird Angela Merkel gar nichts anderes übrig bleiben, als weiter behutsam zu moderieren, statt mit lauter Stimme und Ellenbogen zu regieren.
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