Westdeutsche Zeitung: Etwas Klima-Optimismus ist erlaubt = von Stefan Küper
Geschrieben am 07-12-2007 |
Düsseldorf (ots) - Wir Klimaretter! Wer bis jetzt noch daran zweifelte, dass Deutschland auf dem besten Weg ist, Klassenbester beim Klimaschutz zu werden, weiß es jetzt besser. Ein glattes "sehr gut" attestiert Germanwatch der Klimapolitik unter Angela Merkel. Wer sich jedoch ein genaues Urteil bilden will, sollte auch ins Klassenbuch schauen. Der von Germanwatch publizierte Klimaschutzindex zeigt nämlich auch: Selbst wenn alle Industrienationen solche "Streber" wären wie Schweden oder Deutschland - sie würden allesamt nicht versetzt. Im Klartext: Selbst wenn alle so handeln würden wie wir, würden die Anstrengungen noch immer nicht reichen, um eine die gesamte Menschheit bedrohende Klimaerwärmung zu verhindern. Trotz allem: Der UN-Klimagipfel auf Bali ist eine Riesenchance, das Ruder noch herumzureißen. Denn drei wesentliche Rahmenbedingungen haben sich im Vergleich zur ersten Konferenz, auf der 1997 in Kyoto CO2-Reduktionsziele vereinbart wurden, verbessert. Erstens zweifelt heute keine Delegation der 192 teilnehmenden Staaten mehr daran, dass der Klimawandel im vollen Gange ist und schon in wenigen Jahrzehnten gefährliche Ausmaße annehmen kann. Zweitens gibt es auch bei den in der Summe größten Verschmutzern, den USA und China, mittlerweile eine wachsende Bereitschaft zu handeln und die notwendigen Investitionen als Chance für die eigene Wirtschaft zu verstehen. Auch wenn die US-Delegation betont, sie werde sich zu keinerlei Reduktionszielen verpflichten - die Demokraten im US-Kongress haben klar gemacht, dass diese Position im Falle eines Wahlsiegs im kommenden Jahr hinfällig wäre. Eine Vereinbarung bis Anfang 2009 würde reichen, denn auf Bali geht es in erster Linie darum, einen Fahrplan für die nächsten Verhandlungen auszuhandeln. Drittens spüren gerade die größten CO2-Emittenten am stärksten den Druck des explodierenden Ölpreises. Wer seine Wirtschaft zukunftsfest machen will, muss ihren Energieverbrauch rapide drosseln. Grund zu frühem Pessimismus besteht also nicht. Es wird wohl ein Nachfolgeabkommen zum Kyoto-Protokoll geben. Die Frage ist bloß, ob die Staaten auch ihre Hausaufgaben machen, um das Klassenziel zu erreichen.
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