Rohstoffpreise explodieren
Geschrieben am 14-12-2007 |
Bonn (ots) - "Rohstoffpreisentwicklung erfordert Preisanpassungen". So moderat, aber auch unmissverständlich überschrieb die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) das Statement ihres Präsidenten Jürgen Abraham anlässlich der ANUGA am 16. Oktober 2007 in Köln. Seither ist keine Ruhe eingetreten, die Hausse am Rohstoffmarkt geht unverändert weiter. Ein Ende ist nicht abzusehen.
Stetig steigende Nachfrage in Indien, China und anderen asiatischen Ländern führt zu immer neuen Höchstpreisen für zahlreiche auf US $-Basis gehandelte Gewürze. Der aktuell hohe Euro-Kurs vermag diese Preisentwicklung nur zu einem kleinen Teil zu kompensieren. Der Rohölpreis bewegt sich noch immer in Rekordhöhe. Entspannung in nächster Zeit erscheint möglich, jedoch keineswegs sicher oder auch nur wahrscheinlich. Dies wirkt sich besonders auf die energieintensive Verarbeitung von Kräutern aus: Die Trocknung von einem Kilogramm Kräutern erfordert 1,5 l Heizöl.
Ähnlich entwickeln sich die Preise auf dem Rohstoffmarkt für Lebensmittel. Der Palm- und Rapsölpreis liegt um 51 % über Vorjahr, bei ungarischer Paprika, Nelken und Kümmel sind es 20 %. Der Preis für Senfsaat hat sich verdoppelt, ebenso der Preis für Gartenthymian aus Polen, der Preis für Koriander ist um 120 % gestiegen. Bei Anis und Safran sind es nahezu 50 %; Rindfleischextrakt kostet 80 % mehr als 2006, Oregano zwei- bis dreimal mehr.
Ein weiterer wichtiger Preistreiber: Nahezu alle Industrieländer fördern die Herstellung von Treibstoffen aus Lebensmittelpflanzen. So hat die Bundesregierung am 05.12.2007 den Novellierungsentwurf zum so genannten Biokraftstoffquotengesetz verabschiedet. Die Novelle zielt darauf ab, den Anteil der Biokraftstoffe bis 2020 auf 20 Volumenprozent zu steigern. Gleiche Ziele verfolgt die Europäische Kommission. Biodiesel aus Raps- und Palmöl, Bioethanol aus Weizen und Mais: Mit staatlicher Förderung ist dies profitabel für Landwirte, verknappt aber den Markt und führt zu drastischem Preisanstieg (Mais + 25 %, Weizen + 77 % gegenüber dem Jahresbeginn). Damit wird auch Viehfutter teurer, dies wirkt sich wiederum auf Milch- und Fleischpreise aus. Indien und China steigern ihre Fleischproduktion erheblich und kaufen Mais zur Viehfütterung auf dem Weltmarkt ein. Mais und Weizen dienen auch als Rohstoffe für zahlreiche Lebensmittel und Zusatzstoffe wie Glukose, Dextrose, Maltodextrin, Paniermehl und Stärken, die ebenfalls sämtlich im Preis anziehen. Eine sehr schlecht ausgefallene Sonnenblumenernte in den Hauptanbaugebieten am Schwarzen Meer (Rumänien, Bulgarien, Türkei, Ukraine) mit entsprechend geringer Ausbeute an Sonnenblumenöl befeuert den Rapsölpreis zusätzlich.
Indirekt wirkt sich die Bioenergiepolitik auch auf den Phosphatpreis aus: Der Anbau von Pflanzen zur Energiegewinnung erfordert Düngung. Phosphorsäure für die Herstellung von Düngemitteln ist aber auch Rohstoff für die Herstellung lebensmittelreiner Phosphorsäure; Kostensteigerungen wirken sich unmittelbar auf die Herstellkosten von Phosphaten zur Fleischverarbeitung aus. Dies und die gestiegene Nachfrage aufgrund des weltweiten Bevölkerungswachstums führt dazu, dass große Phosphatlieferanten bereits keine Jahreskontrakte mehr abzuschließen bereit sind. Selbst bei Rohstoffen wie Glycerin gibt es inzwischen Beschaffungsprobleme.
Hinzu kommt: Flächen für Energiepflanzen stehen für andere Pflanzen nicht mehr zur Verfügung. So wird die Aussaat von Kräutern als vergleichsweise nicht profitabel erachtet. Landwirtschaftliche Hilfskräfte, insbesondere in den neuen östlichen EU-Ländern, wandern in die Städte ab. Der Markt für Kräuter verknappt. In Deutschland und anderen EU-Mitgliedstaaten führt diese Bioenergiepolitik "nur" zu steigenden Preisen für Lebensmittel. Weltweit gefährden Agro-Treibstoffe die Ernährungssicherheit und das Klima: In Indonesien, Malaysia, Kolumbien und Brasilien wird Platz für Palmöl- oder Zuckerrohrplantagen zum Energiepflanzenanbau durch Brandrodung von Regenwald geschaffen.
Die Nachfrage insbesondere in den asiatischen Ländern wird weiter steigen. Eine Korrektur des politischen Irrwegs in Sachen Bioenergie ist nicht zu erkennen. Verbraucher und Industrie werden sich langfristig auf diese Entwicklung einstellen müssen.
Originaltext: Fachverband der Gewürzindustrie e.V. Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/38390 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_38390.rss2
Kontakt: Fachverband der Gewürzindustrie e.V. Dirk Radermacher Reuterstraße 151 53113 Bonn Tel.: 0228 / 21 61 62 Fax: 0228 / 22 94 60 E-Mail: radermacher@verbaendebuero.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
110421
weitere Artikel:
- Nach Mindestlohnbeschluss durch Bundestag: Keine weiteren Finanzmittel für die PIN Group von Axel Springer Berlin (ots) - Mindestlohn verhindert Wettbewerb und sichert Post Monopol / Doppelter Kostenvorteil für Deutsche Post / Axel Springer bereit Mehrheit an PIN abzugeben bei Finanzierung durch Mitgesellschafter oder neue Investoren Im Hinblick auf das heute im Deutschen Bundestag beschlossene 2. Gesetz zur Änderung des Arbeitnehmerentsendegesetzes für die Postbranche haben Vorstand und Aufsichtsrat der Axel Springer AG beschlossen, keine weiteren Finanzmittel für die PIN Group bereit zu stellen. Die Axel Springer AG hat als Mehrheitsgesellschafter mehr...
- JT International und die Europäische Kommission schließen ein über 15 Jahre laufendes Abkommen zur Bekämpfung von Zigarettenschmuggel und Zigarettenfälschung Genf (ots) - Japan Tobacco International (JTI) gab heute die Unterzeichnung eines über 15 Jahre laufenden Abkommens mit der Europäischen Kommission sowie Mitgliedstaaten der Europäischen Union bekannt, in dem ihre Zusammenarbeit bei der Bekämpfung des illegalen Handels mit Zigaretten festgeschrieben wird. "Die Bekämpfung von Zigarettenschmuggel und Zigarettenfälschung gehört für JTI zu den Prioritäten des Geschäfts", erklärte Pierre de Labouchere, Präsident und Geschäftsführer von JT International. "Die einzige Lösung ist, die Ressourcen mehr...
- ATIR von der EMEA als "zellbasiertes" Medikament eingestuft Amsterdam (ots/PRNewswire) - - Klassifizierung für neue, innovative Behandlungsformen Kiadis Pharma gab heute bekannt, dass ATIR, das Hauptmedikament des Unternehmens, von der ITF ("Innovation Task Force"), einer Abteilung der europäischen Arzneimittelbehörde EMEA, die Klassifizierung als "zellbasiertes" Medikament zuerkannt bekam. Aufgrund dieser behördlichen Einstufung hat ATIR Anrecht auf die EMEA-Zulassungsverfahren. Als Nächstes wird Kiadis Pharma einen Antrag auf Erteilung des Orphan-Drug-Status bei der EMEA einreichen, um bei mehr...
- Unsicherheit beim Widerrufsrecht führt oft zu Abmahnungen Düsseldorf (ots) - Die derzeit geltende Widerrufsbelehrung ist für Online-Händler ein echtes Ärgernis. Die aufgrund der unterschiedlichen aktuellen Rechtsprechung ungeklärte Frage, wie eine ordnungsgemäße Widerrufsbelehrung auszusehen hat, führt bei den betroffenen Shop-Betreibern nicht nur zu Rechtsunsicherheit, sondern ist nach aktuellen Untersuchungen auch der häufigste Grund für Abmahnungen. Höchste Zeit also, dass der Gesetzgeber den bestehenden Missständen ein Ende setzt und für Klarheit sorgt. Der Bundesverband Digitale Wirtschaft mehr...
- Validierung des Brustkrebstest MammaPrint(R) für Patienten mit lymphknotenpositivem Brustkrebs Amsterdam, Niederlande (ots/PRNewswire) - - Ergebnisse werden beim San Antonio Breast Cancer Symposium vorgestellt Agendia BV, Weltmarktführer im schnell wachsenden Feld der Molekulardiagnose, gab heute bekannt, dass ein unabhängiges internationales Konsortium die Prognosefähigkeiten seines Brustkrebsprognosetests MammaPrint(R) bei Patienten mit 1-3 positiven Lymphknoten nachgewiesen hat. Die Daten zeigen, dass MammaPrint(R) eine Gruppe von Patienten mit lymphknotenpositivem Brustkrebs mit geringem Risiko mit einer ausgezeichneten Überlebensrate mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|