Südwest Presse: Kommentar zu Koch
Geschrieben am 14-01-2008 |
Ulm (ots) - Roland Koch hat überreizt. Mit seiner jüngsten Forderung, sogar Kinder unter 14 Jahren die volle Härte des Jugendstrafrechts spüren zu lassen, ist er selbst bei der eigenen Partei abgeblitzt. Erstaunlich kleinlaut hört sich an, was der CDU-Vize zu seiner Verteidigung zu sagen hat. Missverstanden worden ist er also, fehlinterpretiert. Nanu, hat Koch plötzlich der Mut zur Provokation verlassen? Einen Schluss lässt die schroffe Art, mit der die CDU-Führung den hessischen Wahlkämpfer ausbremste, ganz gewiss zu: Die Parteivorsitzende Angela Merkel duldete keine weiteren Eskalationen im Streit um jugendliche Gewalttäter. Schon jetzt muss die Kanzlerin fürchten, dass die wechselseitige Polemik der letzten Tage das Klima in der Koalition nicht nur vorübergehend eingetrübt hat. Das schwarz-rote Vertrauensverhältnis könnte dauerhafte Schäden davongetragen haben. Wenn sich außerdem die gesamte Fachwelt - Kriminologen, Juristen und Kinderpsychologen - einhellig gegen die Absenkung der Strafmündigkeit wendet, dann ist für eine Volkspartei der Mitte endgültig Gefahr im Verzug. Koch hat aus eigennützigen Motiven darauf keine Rücksicht genommen, sondern die anfängliche Unterstützung in der CDU als Ermunterung verstanden, den Konflikt mit der SPD auf die Spitze zu treiben. Nun wird es auch für Angela Merkel schwer, die Geister zu vertreiben, die ihr Stellvertreter gerufen hat.
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