LVZ: Leipziger Volkszeitung zum Schwarzen Montag
Geschrieben am 22-01-2008 |
Leipzig (ots) - Von Andreas Dunte Nicht ausgestandenAktieninhaber machen derzeit schwere Stunden durch, sofern sie nicht das Naturell eines Börsengurus wie André Kostolany (1906-1999) haben, der für fast jede Situation dank seiner reichen Lebenserfahrung immer den passenden Spruch wusste. Für den Schwarzen Montag darf dieser gelten: "Steigt die Börse, kommt das Publikum, fällt die Börse, geht das Publikum." Die panikartigen Verkäufe Anfang der Woche und gestern sind rational wenig nachvollziehbar, zumal sich seit Wochen andeutete, dass die Finanzmarktkrise längst nicht ausgestanden ist und eine Rezession in den USA immer wahrscheinlicher wird. Wer sich in diesen Zeiten allerdings auf externen Rat verlässt, ist verlassen. Kaum ein Anlagestratege, der sich von der Entwicklung nicht überrascht zeigt, die Kurseinbrüche für unbegründet hält und dazu rät: Kaufen, wenn alle verkaufen. Die leichten Erholungen am gestrigen Nachmittag zeigen, dass solche Durchhalteparolen durchaus Erfolg haben können. Die überraschende Zinssenkung der US-Notenbank Fed sollte für Vertrauen in die Märkte sorgen, hat den Börsen aber nur kurzzeitig Luft verschafft. An der schlechten Wirtschaftslage in Übersee wird sich so schnell nichts ändern. In der weltweit größten Volkswirtschaft stagniert der Arbeitsmarkt, und der Motor der US-Konjunktur, der Konsum, bricht weiter ein. Mehr als eine Million US-Hausbesitzer können ihre Kredite nicht zurückzahlen, was die Hypothekenkrise weiter verschärft. Eine Besserung über Nacht ist nicht zu erwarten. Die letzte Rezession in den USA 2001 dauerte acht Monate. Da auch andere Länder unter einer gewaltigen Schieflage im Immobiliengeschäft leiden - darunter England und Spanien -, droht auch von da Ungemach für die Weltwirtschaft. Länder, die für den Westen, insbesondere die USA, produzieren wie Taiwan, Südkorea, Malaysia oder Singapur, bekommen das als erstes zu spüren. Deutschland als Investitionsgüterhersteller wird es zeitversetzt vermutlich erst 2009 treffen. Neben den vorgezogenen Zinssenkungen in den USA und dem angekündigten milliardenschweren Konjukturprogramm gibt es weitere ermutigende Zeichen wie den fallenden Ölpreis, der die Wirtschaft stimulieren könnte. In Deutschland liegen die Hoffnungen mehr denn je bei der Binnenkonjunktur. Sollten die Deutschen ihre Kaufzurückhaltung der Vorjahre ablegen - und dafür spricht vieles -, wird dies die Wirtschaft weiter ankurbeln. Die Politik kann hierzu entscheidend beitragen. Nicht mit Konjunkturprogrammen, sondern mit dem längst überfälligen Absenken der Steuer- und Abgabenlast. Wer darauf jetzt allerdings vertraut oder dies sogar zum Anlass nimmt, sein schwer verdientes Geld in Aktien zu stecken, dem ist nicht zu helfen. Oder mit Kostolany gesprochen: "Wer nicht fähig ist, selber eine Meinung zu bilden und eine Entscheidung zu treffen, darf nicht zur Börse." @a.dunte@lvz.de
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
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