Betrugsfilterskandal: Pit-Stop nutzt Konstruktionsfehler der Kulanzregelung schamlos aus
Geschrieben am 10-03-2008 |
Berlin (ots) - Werkstattkette Pit-Stop lässt Kunden, die unwirksame Dieselfilter austauschen wollen, unter Verweis auf die Kulanzregelung der Bundesregierung abblitzen - Auch A.T.U.-Filialen verweigern Filtertausch - DUH-Geschäftsführer Resch fordert den Entzug der Betriebserlaubnis für Betrugsfilter zum 31. März 2008 nach der faktischer Aufkündigung der Kulanzregelung durch die Werkstattketten
10. März 2008: Während sich der Zentralverband des deutschen Kraftfahrzeuggewerbes (ZDK) intensiv um Unterstützung der betroffenen Autofahrer bemüht, verweigern die beiden großen Autowerkstattketten A.T.U. und Pit-Stop den Sofortaustausch funktionsuntüchtiger Dieselnachrüstfilter gegen seriöse Systeme und lassen damit die sogenannte "Kulanzregelung" der Bundesregierung ins Leere laufen. Nach Informationen der Deutschen Umwelthilfe e. V. (DUH) wurde ein wesentlicher Anteil der im Jahr 2007 verkauften mindestens 40.000 Betrugsfilter allein von diesen beiden "freien" Werkstattketten eingebaut.
Mit welcher Unverfrorenheit viele Werkstätten die geschädigten Autohalter den ihnen rechtlich zustehenden Filtertausch verweigern, dokumentieren zahlreiche Briefwechsel betroffener Autohalter, die die DUH in den kommenden Wochen in Auszügen veröffentlichen wird. Die Schreiben dokumentieren, welche Folgen es hat, wenn der Staat darauf verzichtet, bestehende Gesetze zum Schutz von Umwelt und Verbrauchern korrekt anzuwenden und stattdessen leicht umgehbare und rechtlich unverbindliche Selbstverpflichtungserklärungen akzeptiert.
Den Anfang macht ein Vorgang, der die Vorgehensweise bei der Werkstattkette Pit-Stop Auto Service GmbH beispielhaft beleuchtet. Mit Schreiben vom 29. Februar 2008 verweigerte der zentrale Kundenservice der Werkstattkette Pit-Stop Auto Service GmbH einem Autobesitzer nach einem mehrmonatigen fruchtlosen Schriftwechsel abschließend den geforderten Sofortaustausch eines unwirksamen Dieselfilters durch ein wirksames System. Der betroffene Kunde hatte sich zuvor persönlich, brieflich und mit einem ausgefüllten Musterformular, das der ADAC für seine Mitglieder bereithält, an die Werkstatt gewandt, um so möglichst einfach einen funktionierenden Dieselpartikelfilter zu erhalten. Pit-Stop verweigert dennoch den Austausch - und zwar ausdrücklich unter Hinweis auf die "Kulanzregelung" und zitiert zur Begründung in der Antwort genüsslich aus der Pressemitteilung des Bundesumweltministeriums vom 28. November 2007:
"Im Interesse einer solchen unbürokratischen und schnellen Lösung ist die Bundesregierung bereit, die rechtliche Wirkung der ´Allgemeinen Betriebserlaubnis´ für in Fahrzeuge bereits eingebaute fehlerhafte Filtersysteme aufrechtzuerhalten. Damit werden nachteilige rechtliche Folgen für die betroffenen Autofahrer - in steuerrechtlicher Hinsicht und bei der Zufahrt in die Umweltzonen - vermieden".
Nach Auffassung von Pit-Stop sei somit ein Austausch nicht notwendig, die Werkstattkette zieht daraus folgende Schlussfolgerung: "Es entstehen also für Sie als Autofahrer weder ein finanzieller Nachteil noch eine Mobilitätseinschränkung".
Das eigentliche Ziel einer Entlastung mit gefährlichem Feinstaub hoch belasteter Stadtregionen spielt bei der Argumentation keinerlei Rolle. Sogar die seit Monaten erwiesene, nicht ausreichende Filterwirkung der Betrugssysteme stellt Pit-Stop in Frage und behauptet entgegen vorliegender Prüfergebnisse des Kraftfahrtbundesamts, die mangelnde Wirksamkeit sei "noch nicht abschließend geklärt".
"Wie lange noch wollen die verantwortlichen Bundesminister Tiefensee und Gabriel den betroffenen Autobesitzern jegliche Hilfe verweigern", fragt DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Es sei "ein Stück aus dem Tollhaus", dass Werkstätten den Filtertausch gegen sofort lieferbare Systeme ausgerechnet unter Verweis auf die Kulanzregelung verweigerten, die doch nach den Beteuerungen der Bundesregierung die Austauschaktion beschleunigen sollte. Resch: "Nach der faktischen Aufkündigung der Kulanzregelung durch große Werkstattketten muss die Bundesregierung endlich handeln. Die DUH fordert den Entzug der Betriebserlaubnis für alle Betrugsfilter zum 31. März 2008."
Gegenüber seinem Kunden unterstellt der Pit-Stop Kundenservice, Ziel des Einbaus eines Nachrüstfilters sei es, "eine Feinstaubplakette sowie die staatlichen und steuerlichen Vergünstigungen zu erhalten bzw. in Anspruch nehmen zu können". Dass das Ziel die Reduktion der Partikelemissionen ist, kommt Pit-Stop offensichtlich nicht in den Sinn. Bereits in einem zuvor verfassten Ablehnungsschreiben an denselben Kunden vom 16. Januar 2008 schreibt das Unternehmen: "Nach der Erklärung der Bundesregierung bleiben sowohl die Feinstaubplakette als auch die steuerliche Förderung erhalten. Dies selbst dann, wenn die Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE) zwischenzeitlich mit Wirkung für die Zukunft gelöscht bzw. vom Hersteller zurückgegeben wurde".
"Erst drei Prozent der betroffenen Autobesitzer ist es mit Hilfe der DUH und des ZDK gelungen, den ihnen verbauten Betrugsfilter durch ein funktionierendes System ausgetauscht zu erhalten. Wann endlich wird die Bundesregierung durch den Entzug der Allgemeinen Betriebserlaubnisse geltendes Recht anwenden und die Rechtsposition der betroffenen Autofahrer gegenüber den Betrugsfirmen stärken?" so Resch.
Unter www.duh.de veröffentlicht die DUH besonders dreiste Beispiele für den verweigerten Filteraustausch. Geschädigte Autohalter können unter www.diesel-filter-tausch.de ihren Fall schildern und erhalten von DUH und ZDK Unterstützung.
Originaltext: Deutsche Umwelthilfe e.V. Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/22521 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_22521.rss2
Pressekontakt: Für Rückfragen: Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer, Hackescher Markt 4, 10178 Berlin; Mobil: 0171 3649170, Fax: 030 2400867-19, E-Mail: resch@duh.de
Dr. Gerd Rosenkranz, Leiter Politik, Hackescher Markt 4, 10178 Berlin; Tel.: 030 2400867 -0, Mobil: 0171 5660577, Fax: 030 2400867-19, E-Mail: rosenkranz@duh.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
124720
weitere Artikel:
- Zehn Fragen - zehn Antworten zum Thema IGeL: Neue Patientenbroschüre der Bundesärztekammer Berlin (ots) - Wer sich vor einer Fernreise vorbeugend impfen lassen möchte oder vor Aufnahme einer neuen Sportart auf seine Tauglichkeit untersuchen lässt, beansprucht Individuelle Gesundheitsleistungen, kurz "IGeL". Diese Leistungen bezahlen die Krankenkassen nicht, die Kosten müssen die Patienten selbst tragen. Auch andere Individuelle Gesundheitsleistungen, wie beispielsweise zusätzliche Ultraschalluntersuchungen, Akupunktur oder Augeninnendruckmessungen, können im Einzelfall empfehlenswert oder sogar medizinisch erforderlich sein, mehr...
- Saarbrücker Zeitung: Massiver Streit zwischen CSU-Ministerien über schnellen Internetzugang Saarbrücken (ots) - Zwischen den beiden CSU-geführten Ministerien von Landwirtschaftsminister Horst Seehofer und Wirtschaftsminister Michael Glos ist es zu einem erheblichen Streit über die Versorgung ländlicher Räume mit Breitbandanschlüssen für den schnellen Internetzugang gekommen. Wie die "Saarbrücker Zeitung" (Dienstagausgabe) berichtet, hat sich Agrarstaatssekretär Gert Lindemann in einem Brief an seinen Kollegen Bernd Pfaffenbach massiv über die Zusammenarbeit beklagt. Offenbar betrachte das Wirtschaftsministerium das Agrarressort mehr...
- Werner Dreibus: Am gesetzlichen Mindestlohn führt kein Weg vorbei Berlin (ots) - "Am gesetzlichen Mindestlohn führt kein Weg vorbei", kommentiert Werner Dreibus die koalitionsinterne Diskussion über das Urteil des Berliner Verwaltungsgerichts. "Das Urteil zeigt, dass das Entsendegesetz allein nicht zur Einführung von Mindestlöhnen taugt", so der stellvertretende Vorsitzende und gewerkschaftspolitische Sprecher der Fraktion DIE LINKE. Dreibus erklärt weiter: "Ich bezweifle auch, dass es der Bundesregierung überhaupt ernst ist mit dem Ziel, den Beschäftigten menschenwürdige Löhne zu garantieren. Anders mehr...
- LVZ: FDP-Hahn begrüßte beachtliche Beweglichkeit von Koch für Jamaika-Koalition Leipzig (ots) - Der hessische FDP-Landes- und Fraktionschef Jörg-Uwe Hahn sieht eine Jamaika-Koalition in Hessen näher rücken. Gegenüber der "Leipziger Volkszeitung" (Dienstag-Ausgabe) sagte Hahn: "Es ist beachtlich, dass Roland Koch erklärt hat, er würde gerne eine Koalition mit den Grünen und der FDP zustande bringen und er würde dafür seine persönliche Ambitionen hintenanstellen. Den prompten Einspruch aus der Landtags-CDU würde ich nicht so ernst nehmen: Roland Koch als Landesvorsitzender hat einen deutlichen Weg vorgezeichnet", zeigte mehr...
- Börnsen/Pawelski: Filmfördergesetz stärkt das Kino und den Film Berlin (ots) - Anlässlich der Veröffentlichung des Entwurfes der Novelle des Filmfördergesetzes durch Kulturstaatsminister Bernd Neumann erklären der kultur- und medienpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Wolfgang Börnsen (Bönstrup) MdB, und die zuständige Berichterstatterin Rita Pawelski MdB: Ohne Kinos braucht man keine Kinofilmförderung. Wir begrüßen das klare Bekenntnis der Bundesregierung nicht nur zum deutschen Film, sondern auch zum Kino als einem kulturellen Ort, an dem Filme als ein besonderes Erlebnis empfunden mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|