Wer wenig Geld hat, braucht am ehesten eine Versicherung – und hat oft keine. In einer Kooperation mit dem United Nations Development Program und der deutschen Gesellschaft für technische Zusammenarbeit untersucht die Allianz in Asien, wie Versicherungen Armut lindern können.
Allianz Group, Munich, 8. Februar 2005 - Begum, eine 40jährige Inderin, und ihr Mann bringen ihre Familie mit einem Stück Land und einer Kuh gerade über die Runden. Als der Mann verunglückt, in einem Krankenhaus behandelt werden muss und dann doch seinen Verletzungen erliegt, stünde die Familie vor dem finanziellen Aus - hätte das Ehepaar nicht mit einer Kranken- und Hinterbliebenen-Versicherung vorgesorgt, die sie umgerechnet 3,20 Euro jährlich gekostet hat.
Noch ist es eine kleine Minderheit, die auf diese Weise zumindest minimal abgesichert ist. Viele Menschen in den ländlichen Gegenden Asiens, Lateinamerikas oder Afrikas haben gar keine Möglichkeit, eine Versicherung abzuschließen, selbst wenn sie einige Cent im Monat dafür erübrigen könnten - denn das Geschäft rentiert sich nicht für Versicherer.
Public Private Partnership
Die Allianz stellt das in Frage und lässt gemeinsam mit dem United Nations Development Program und der deutschen Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) das Potential für Kleinstversicherungen (auch als 'Microinsurance' bekannt) in Asien untersuchen. Werner Zedelius, Allianz Vorstandsmitglied für Wachstumsmärkte, und Heinz Dollberg, in der Münchener Hauptverwaltung zuständig für Asien-Pazifik, haben eine Vereinbarung über eine strategische Kooperation für Mikroversicherungen mit den beiden Entwicklungshilfeorganisationen unterzeichnet.
'Ziel dieser Public Private Partnership ist es, in einem ersten Schritt die Nachfrage nach Kleinstversicherungen in Indien, Indonesien und Laos zu ermitteln', sagt Zedelius. 'Danach werden wir in Pilotprojekten die Ergebnisse umsetzen'.
Das Projekt befand sich seit Herbst in der Planung. Aber erst die Tsunami-Katastrophe machte die Bedeutung der Untersuchung deutlich: Die Überlebenden der Katastrophe haben neben ihren Angehörigen auch oft ihr gesamtes Hab und Gut verloren. Eine Versicherung konnten sich nur die wenigsten von ihnen leisten.
Dorfgemeinschaften organisieren soziale Netzwerke
Erste Pilotversuche mit Mikroversicherungen laufen bereits in Indien. Schließlich schreibt die dortige Regulierungsbehörde vor, dass private Versicherer mindestens 15 Prozent ihres Geschäfts in ländlichen Gebieten machen. Dazu arbeitet die Allianz mit genossenschaftsähnlichen Nichtregierungs-Organisationen zusammen.
'Die Zusammenarbeit mit den Hilfsorganisationen erleichtert unser Geschäft und versetzt uns in die Lage, auch auf dem Land schwarze Zahlen zu schreiben', erklärt Dollberg.
Über einen der Partner, die 'Activists for Social Alternatives', haben schon über 35.000 Frauen und Männer im Bundesstaat Tamil Nadu (Südindien) eine Lebensversicherung abgeschlossen. Durchschnittliche Monatsprämie: Umgerechnet weniger als 20 Cent. Zwei Drittel der Prämie decken die Verwaltungskosten des Kooperationspartners, fünf Cent gehen an Bajaj Allianz.
Beitrag zur globalen Armutsbekämpfung
'Riesige Umsätze werden Kleinstversicherungen nie einbringen', meint Zedelius, 'dafür sind die Summen einfach zu klein. Aber der Aufbau eines sozialen Netzes für besonders arme Bevölkerungsgruppen ist ein sehr wirkungsvolles Instrument, die weltweite Armut zu reduzieren.'
Dollberg fügt hinzu: 'Durch effiziente Abwicklung und Gruppenverträge lassen sich Kleinstversicherungen finanziell nachhaltig gestalten. Mittelfristig öffnen wir uns damit einen potentiellen Massenmarkt.' Der Projektpartner GTZ hat in Indien das Potential solcher Kooperationen bereits demonstriert: Zusammen mit elf Partnerorganisationen hat die Entwicklungshilfeagentur innerhalb von sieben Jahren eine halbe Million Menschen versichert.
Projektpartner sind auch die Vereinten Nationen, mit denen die Allianz Gruppe in der Global Compact Initiative zusammenarbeitet. Die UN drängt ihre Mitglieder dazu, die sogenannten 'Millenniumsziele' bis zum Jahr 2015 umzusetzen. Dazu haben sich die Staats- und Regierungschefs der Welt verpflichtet.
Wichtigstes der Millenniumsziele: Bis zum Jahr 2015 die weltweite Armut zu halbieren. Dass Begum nach dem Tod ihres Mannes nicht betteln gehen muss, trägt ein kleines Stück dazu bei.
Michael Anthony
Allianz Group
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