Westfalenpost: Risse in der Politur
Geschrieben am 16-03-2008 |
Hagen (ots) - China und der tibetische Protest Von Eberhard Einhoff Gab es da nicht das Versprechen Pekings, die Menschenrechte einhalten zu wollen? Legt nicht das Internationale Olympische Komitee größten Wert darauf, dass fröhliche, friedliche Spiele nur an Länder vergeben werden sollten, die die Menschenrechte respektieren? Schöne Worte, pflichtgemäß gesprochen, mit großem Pomp und ebensolcher Emotion transportiert, verschleiern den Blick dafür, dass Olympische Spiele und Politik nicht zu trennen sind. Eine solche Trennung aber hätten Chinas Machthaber am liebsten gehabt. Zu spät: Buddhistische Mönche und wütende junge Menschen aus Tibet stellen sich vor den Augen der Welt gegen die chinesische Staatsmacht, die über Jahrzehnte keine ernstzunehmende Bereitschaft zum Erarbeiten einer politischen Lösung des Tibet-Problems hat erkennen lassen. Und Peking reagiert wieder einmal mit niedermachender Gewalt. So beschmutzt der neue Wirtschaftsgigant sein speziell für die Olympischen Spiele auf makellosen Glanz poliertes Bild selbst. Dabei ist es ja nicht einmal so, dass nicht unter der blitzenden Politur ohnehin schon eine ganze Menge Schmutz zu finden wäre, wie etwa die Zwangsumsiedlungen für die Spiele und die Inhaftierung missliebiger Aufmüpfiger. Doch die schiere Gewalt fokussiert nun den Blick der Welt auf China. Und der Gewaltlosigkeit des Dalai Lama entsagen mittlerweile auch viele Tibeter. Das lässt für die nahe Zukunft nichts Gutes erahnen.
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