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Der Tagesspiegel: SPD wirft Meinungsforschern Meinungsmache vor - Sozialdemokraten sehen sich durch eine Forsa-Umfrage benachteiligt

Geschrieben am 27-03-2008

Berlin (ots) - Der SPD geht es schlecht. Glaubt man der aktuellen
Umfrage der Meinungsforscher von Forsa sogar schlechter als je zuvor.
Die SPD wertet die jüngsten Zahlen als gezielten Angriff auf die
Partei. Brandenburgs SPD-Generalsekretär Klaus Ness hält die
Ergebnisse der am Mittwoch veröffentlichten Umfrage für "hochgradig
unseriös". Forsa-Chef Manfred Güllner betreibe Politik statt
Meinungsforschung, sagte Ness dem Tagesspiegel.
Demnach wäre die SPD in keinem der 16 Bundesländer mehr stärkste
Kraft. Laut Forsa fiel die SPD im Vergleich zu den Bundestagswahlen
2005 in Niedersachsen von 43 auf 25, in Bremen sogar von 43 auf 23
Prozent. Bei den Bundestagswahlen käme sie im Moment auf den
historischen Tiefstand von nur 22 Prozent. Im Gegensatz dazu hatte
Infratest-dimap vergangene Woche für die SPD bundesweit einen
Stimmanteil von 28 Prozent ermittelt, die Forschungsgruppe Wahlen kam
unlängst sogar auf 29 Prozent. Für ihre Umfrage hatte Forsa
bundesweit 2000 Personen befragt.
"Repräsentativ ist es nicht möglich, aus bundesweit so wenig
Befragten für jedes Bundesland einen Trend herauszurechnen", sagte
Ness. Güllner gehe es vornehmlich darum, Steinmeier statt Beck zum
Kanzlerkandidaten der SPD zu machen. Bei der Sonntagsfrage zur
Bundestagswahl in Brandenburg binnen einer Woche um zehn Prozent
abzustürzen, hält Ness schlicht für nicht möglich. Erst in der
Vorwoche hätte die SPD bei der Sonntagsfrage 35 bis 40 Prozent
erreicht und vor der Linken gelegen. Laut Forsa liegt die SPD nun bei
25 Prozent.
Institute kommen häufig zu verschiedenen Ergebnissen. "Eine
Abweichung von 3,5 Prozent ist durchaus nicht ungewöhnlich", sagte
Wichard Woyke, Parteienforscher an der Universität Münster. Ein
einziger Tag zwischen zwei Umfragen reiche mitunter aus, um zu
unterschiedlichen Ergebnissen zu kommen. Größere Abweichungen könnten
dadurch erfolgen, dass die Befragten der Institute sich hinsichtlich
der Repräsentativität unterscheiden, erklärte er.
So beobachtet auch die Forschungsgruppe Wahlen, dass die SPD in
Forsa-Umfragen seit längerem deutlich niedrigere Werte erzielt als
bei anderen Instituten. Ihr Leiter Matthias Jung vermutet, dass Forsa
ein statistisches Verfahren anwendet, bei dem die SPD besonders stark
herunter gewichtet wird. Forsa weist die Vorwürfe zurück. "Unser
Institut hat keine Tendenz", sagte Instituts-Chef Güllner dem
Tagesspiegel. Dass Politiker mit den Ergebnissen unzufrieden sind,
sei er gewohnt, auch CDU und FDP hätten sich in der Vergangenheit
schon beschwert. Alle Zahlen und Verfahren seien handwerklich
ordentlich und sauber.
Klaus-Peter Schöppner vom Meinungsforschungsinstitut Emnid bestätigt,
dass Umfragen durchaus politischer Manipulation dienen können.
"Demoskopen entscheiden, zu welchen Themen sie zu welchem Zeitpunkt
fragen", sagt er. An dem Wählerverlust der SPD bestehe jedoch kein
Zweifel. Die SPD hätte nur 70 Prozent der Wähler von der
Bundestagswahl 2005 behalten können. 15 Prozent seien zur Linken
gewechselt, weitere 15 Prozent zur CDU, den Grünen und den
Nichtwählern.

Originaltext: Der Tagesspiegel
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/2790
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_2790.rss2

Pressekontakt:
Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-308
Fax: 030-260 09-622
cvd@tagesspiegel.de
 


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