Kartellverfahren Uniklinikum Greifswald: Mit Ministererlaubnis zum Sonderkartellrecht?
Geschrieben am 16-04-2008 |
München (ots) - Wenn es nach Monopolkommission und anderen Befürwortern geht, soll Bundeswirtschaftsminister Glos (CSU) diesen Monat der Universitätsklinik Greifswald des Landes Mecklenburg-Vorpommern den Erwerb des Kreiskrankenhauses Wolgast erlauben. Das Bundeskartellamt hatte den Zusammenschluss untersagt, weil die marktbeherrschende Stellung des Uniklinikums verstärkt würde. "Ob trotzdem ein Zusammenschluss für die Region strukturpolitisch gut wäre, wie viele glauben machen wollen, ist zweifelhaft, rechtlich stünde die Erlaubnis jedenfalls auf tönernen Füßen", so Claudia Walter, kaufmännische Geschäftsführerin des Klinikums Karlsburg, Herz- und Diabeteszentrum Mecklenburg-Vorpommern.
Das Hauptargument, Greifwald benötige die Krankenhausplanbetten aus Wolgast, um den Status Universitätsklinikum zu bewahren, greife nicht durch: Die angeführte Empfehlung des Wissenschaftsrats, dass Unikliniken mindestens über 850 Betten im Kern verfügen sollten, sei nach der Föderalismusreform rechtlich obsolet. "Das Land Mecklenburg-Vorpommern hat es selbst in der Hand über den Status der Uniklinik zu entscheiden", so Walter. Der Universitätsstatus könne daher selbst dann aufrechterhalten werden, wenn die Bettenzahl in Greifswald sinken würde; was derzeit jedoch angesichts der positiven Geschäftsverlautbarungen des Uniklinikums ohnehin eher verwundern würde. Der Eindruck bei Mitbewerbern sei, dass man den Statuserhalt vorschiebt, um den Zusammenschluss durchzudrücken. "Ob dabei andere Krankenhäuser, die ebenfalls einen erheblichen Beitrag zu einer qualifizierten medizinischen Versorgung in unserer Region leisten und bei denen auch viele Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen, auf der Strecke bleiben, scheint aus dem Blick zu geraten", sagt Walter.
Auch zur Sicherung von Wolgast sei ein Erwerb durch Greifswald nicht zwingend, wie neuerdings auch behauptet werde. Eine Reihe anderer Erwerber käme für Wolgast ebenfalls in Betracht, ohne dass dabei die marktbeherrschende Stellung von Greifswald verstärkt würde. Walter hätte daher wenig Verständnis für eine Ministererlaubnis: "Ohne Not würde ein beispielloses Sonderrecht für Unikliniken geschaffen. Auf Kosten von Mitbewerbern, Arbeitsplätzen und der diversifizierten und qualifizierten medizinischen Versorgung in Vorpommern."
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