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Westdeutsche Zeitung: Hamburger Bündnis = von Wibke Busch

Geschrieben am 17-04-2008

Düsseldorf (ots) - Manchmal wird Geschichte ganz still und
heimlich geschrieben. So geschehen in Hamburg, wo sich CDU und Grüne
in den vergangenen Wochen überraschend unaufgeregt das erste
gemeinsame Bündnis auf Landesebene erarbeitet haben. Umso heftiger
waren die Reaktionen auf der Bundesebene. Die stille Revolution löste
ein heftiges Nachbeben in Berlin aus. Ein bisschen erinnert die
Aufregung an die Tragödie von Romeo und Julia - eine ungewöhnliche
Liebe stößt in der Verwandschaft auf großes Entsetzen.
Das ist teilweise verständlich. Schwarz-Grün birgt für beide Parteien
das Risiko, Wähler zu verlieren. Bei der CDU sind es streng
konservative und wirtschaftsnahe Wähler, denen angesichts von
Schwarz-Grün der Schrecken in die Glieder fährt. Nicht umsonst kommen
die lautesten Proteste aus der CSU mit einer überwiegend in
ländlichen Regionen beheimateten Wählerschaft, während der
CDU-Politiker Pflüger aus der Metropole Berlin in Schwarz-Grün eine
Zukunftsoption sieht. Bei den Grünen rebellieren derweil die Linken
und warnen davor, dass die Partei ihre Glaubwürdigkeit verliere -
zumal die Linkspartei verschreckten Wählern eine neue Heimat bietet.
Die Vorteile, die sich aus einem Gelingen der Koalition ergäben,
überwiegen aber für beide Parteien. Die Grünen würden 25 Jahre nach
ihrem ersten Einzug in den Bundestag ihre Machtoptionen erweitern und
damit die Chancen erhöhen, im neuen Fünf-Parteien-System an die Macht
zurückzukehren. Das könnte sich angesichts der derzeit desolaten Lage
der SPD nach der Bundestagswahl als genialer Schachzug erweisen. Die
Union erhält eine neue Perspektive, um aus der ungeliebten Großen
Koalition auszubrechen. Zugleich öffnet sie sich für Wählerschichten
im großstädtischen Milieu, bei denen sie bislang nur schwer Fuß
fassen konnte. Im für die Union besten Fall könnte die Ehe an der
Elbe zum Katalysator für Jamaika in Hessen werden.
Hamburg ist das optimale Labor für das schwarz-grüne Experiment -
eine Großstadt, geprägt durch hanseatischen Pragmatismus, mit einem
liberalen CDU-Bürgermeister. Und wenn die Liebesgeschichte doch
tragisch endet - dann war es halt doch nur ein Versuch in einem
Stadtstaat.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
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Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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