WAZ: Eltern als Schulverweigerer - Chancengleichheit - Leitartikel von Stefan Wette
Geschrieben am 22-04-2008 |
Essen (ots) - Natürlich haben Eltern das Recht, ihre Kinder nach eigenen Vorstellungen zu erziehen. Aber diesem Recht sind Grenzen gesetzt, etwa durch die allgemeine Schulpflicht. Hier hat der Staat die Pflicht, für die Kleinen in der Gesellschaft, die noch nicht selbstständig handeln können, Chancengleichheit durchzusetzen. Es gibt auch ernsthaft niemanden, der an diesem Recht zweifelt. Wie aber setzt der Staat es durch? Vieles spricht dafür, Kinder wie Eltern, die den Schulbesuch verweigern, nicht zu kriminalisieren. Tatsächlich müssen Gründe aufgearbeitet werden, warum ein Kind die Klasse meidet. Oft ist der Sozialarbeiter wichtiger als der Strafrichter. Aber ein strengeres Instrumentarium ist wünschenswert, wenn Eltern sich von den üblichen Einwirkungsmöglichkeiten der Behörden gänzlich unbeeindruckt zeigen. Dass im Essener Fall seit 2003 fast fünf Jahre vergingen, bevor die älteste Tochter der Familie wieder die Schule besucht, ist ein Skandal. Das Ministerium verweist darauf, dass ihm der Fall nicht bekannt war. Jetzt sollte es ihm nachspüren, die Verantwortung klären und Konsequenzen ziehen.
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