Umweltverbände: Klima-Beschlüsse von Meseberg nicht zur Luftnummer machen - Parlamentarier müssen Gesetzespaket nachbessern
Geschrieben am 29-04-2008 |
Berlin (ots) - 29.04.08. Die Umweltverbände DNR, NABU, Greenpeace, BUND, DUH und WWF haben angesichts der laufenden Beratungen im Bundestag die zentralen Vorhaben des Energie- und Klimapakets der Bundesregierung auf den Prüfstand gestellt. Sie riefen die Parlamentarier dazu auf, "bei allen ihren Beschlüssen strikt darauf zu achten, dass diese die Klimawirksamkeit des Gesamtvorhabens erhöhen, statt sie weiter zu schwächen".
Die Umweltverbände sind besorgt, dass die Gesetzesvorlagen gegenüber den von ihnen seinerzeit als unzureichend kritisierten Meseberg-Beschlüssen weiter verwässert werden.
Das Kabinett hatte sich im Sommer 2007 im brandenburgischen Meseberg auf einen Maßnahmenkatalog zur Verringerung des Treibhausgas-Ausstoßes geeinigt. "Die hoch gepriesenen Beschlüsse zur Energie- und Klimapolitik werden ihren Ansprüchen nicht gerecht. Bereits im Vorfeld von Meseberg traute sich die Bundesregierung an sofort wirksame und kostengünstige Klimaschutzmaßnahmen nicht heran", kritisierte DNR-Generalsekretär Helmut Röscheisen. "Mit den jetzigen Gesetzesvorlagen der Bundesregierung lassen sich die angestrebten Verringerungen der Treibhausgase um 40 Prozent bis 2020 gegenüber 1990 nie und nimmer erreichen", prophezeite Röscheisen.
Aus Sicht des NABU verfehlt das Gesetz zur Förderung Erneuerbarer Energien im Wärmebereich (EEWärmeG) seinen Zweck, weil die geplante Nutzungspflicht zum Einsatz von Biomasse, Solar- und Geothermie nur für Neubauten gilt. NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller: "Das riesige Klimaschutzpotenzial im Gebäudebestand wird damit nicht konsequent erschlossen. Nutzungspflicht, Effizienzanforderungen und finanzielle Förderung müssen im Gesetz so aufeinander abgestimmt werden, dass mindestens der angestrebte Anteil von 14 Prozent Erneuerbare Energien im Wärmebereich bis 2020 erreicht werden kann."
Greenpeace verlangt, Benzin und Diesel keinen weiteren "Biosprit" beizumischen. Der Einsatz von Pflanzen für Treibstoffe ist im Vergleich zur Strom- und Wärmeproduktion der wirkungsschwächste, vielfach entsteht sogar mehr CO2. Die geplanten Beimischungsquoten von EU und Deutschland führen bereits heute dazu, dass in weitere Soja- und Palmöl-Plantagen investiert wird, für die intakte Urwaldgebiete weichen müssen. "Die Bundesregierung zwingt deutsche Autofahrer, die letzten Urwälder in Südamerika und Südostasien zu zerstören", sagte Martin Kaiser, Waldexperte von Greenpeace. "Drei Wochen vor dem UN-Urwaldgipfel in Bonn muss Deutschland als Gastgeber ein deutliches Signal setzen, dass Agrosprit der falsche Weg ist für den Urwald- und Klimaschutz. Was wir wirklich brauchen, sind ein Tempolimit und sparsamere Autos."
Alle Klimaschutzziele werden durch den geplanten Bau von 27 neuen Kohlekraftwerken in Frage gestellt. Der BUND forderte deshalb, dass der Bundestag ein gesetzliches Neubauverbot für Kohlekraftwerke verabschiedet. Klaus Brunsmeier, stellvertretender BUND-Vorsitzender: "Jedes neue Kohlekraftwerk ist eine nicht wieder gut zu machende Bedrohung für das Klima. Wie der Fall Vattenfall in Hamburg zeigt, erpressen die Energiekonzerne die Genehmigungsbehörden vor Ort, um ihre klimaschädlichen Kraftwerke durchzusetzen. Dem muss der Bundestag mit einem Neubauverbot für Kohlekraftwerke im geplanten Umweltgesetzbuch entgegen treten."
Statt den inszenierten und interessengeleiteten Stromlücken-Debatten der Energiekonzerne auf den Leim zu gehen, müsse der Bundestag ein Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWKG) verabschieden, das die hocheffiziente gemeinsame Strom- und Wärmegewinnung in Deutschland tatsächlich verdoppelt, erklärte Gerd Rosenkranz, Leiter Politik und Presse der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Die Bundesregierung hatte in Meseberg die Verdoppelung der Stromerzeugung aus Kraft-Wärme-Kopplung auf 25 Prozent bis 2020 beschlossen, dann aber einen Gesetzentwurf verabschiedet, der nach einhelliger Überzeugung der Experten die Zielverfehlung programmiert. Rosenkranz: "Das KWK-Gesetz ist die Einzelmaßnahme mit dem mit Abstand größten CO2-Einsparpotenziel auf dem Gebiet der Energieeffizienz in Deutschland. Wenn die Regierung hier scheitert, kann sie ihre Klimaziele abschreiben."
"Ambitionierter Klimaschutz kann nur gelingen, wenn neben dem Meseberg-Programm auch ein striktes Emissionshandelssystem etabliert wird. CO2 muss einen Preis erhalten, den die Klimaverschmutzer auch zahlen müssen. Bisher kassieren diese bei den Verbrauchern ab", sagte Regine Günther, Fachbereichsleiterin Klima und Energie der Umweltstiftung WWF. Vor dem Hintergrund der Revision der Richtlinie für den Emissionshandel kämpfen die Energieversorger mit unverminderter Härte für eine kostenlose Zuteilung der Zertifikate für die Zeit von 2013-2020. Der Staat würde ihnen damit wieder Zusatzgewinne in Milliardenhöhe bescheren, statt die Gelder in Klimaschutz zu investieren. "Um das zu verhindern, müssen in Zukunft alle Zertifikate versteigert werden", so Günther.
Originaltext vom NABU
Originaltext: NABU Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6347 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6347.rss2
Pressekontakt: Dr. Helmut Röscheisen, Deutscher Naturschutzring (DNR), Generalsekretär. Tel. 0228/ 359005, E-Mail: deutscher.naturschutzring@dnr.de Carsten Wachholz, Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU), Referent für Energiepolitik und Klimaschutz, Tel. 0172/ 4179727, E-Mail: carsten.wachholz@nabu.de Martin Kaiser, Greenpeace Deutschland, Projektleiter Biodiversität & Klima, Tel. 0171/ 8780817, E-Mail: martin.kaiser@greenpeace.de Thorben Becker, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND), Leiter Energiepolitik, Tel. 0171-6065225, E-Mail: thorben.becker@bund.net Dr. Gerd Rosenkranz, Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH), Leiter Politik und Presse, Tel.: 030/ 2400867-0, Mobil: 0171/ 5660577, E-Mail: rosenkranz@duh.de Regine Günther, WWF-Deutschland, Fachbereichsleiterin Klima und Energie, Tel: 0162/ 29144 23, E-Mail: regine.guenther@wwf.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
133905
weitere Artikel:
- Lage in Kenia - Interviewmöglichkeit Bonn (ots) - Liebe Kolleginnen und Kollegen, unser Pressesprecher Thomas Schwarz kommt morgen (30.04.2008) aus Kenia zurück. Er hat sich dort einen Überblick über die aktuelle Ernährungslage machen können. Auf dem Hintergrund der derzeitigen Diskussion über die Lebensmittelkrise steht er Ihnen gern für Interviews zur Verfügung. Um die Anfragen koordinieren zu können, bitten wir bei Interesse um Rückmeldung im Bonner CARE-Büro. Danke für Ihr Interesse und beste Grüße aus Bonn, Marion Michels Originaltext: CARE Deutschland-Luxemburg mehr...
- Klima-Beschlüsse von Meseberg nicht zur Luftnummer machen Umweltverbände: Parlamentarier müssen Gesetzespaket nachbessern Berlin (ots) - Gemeinsame Pressemitteilung Berlin, 29.04.08: Die Umweltverbände DNR, NABU, Greenpeace, BUND, DUH und WWF haben angesichts der laufenden Beratungen im Bundestag die zentralen Vorhaben des Energie- und Klimapakets der Bundesregierung auf den Prüfstand gestellt. Sie riefen die Parlamentarier dazu auf, "bei allen ihren Beschlüssen strikt darauf zu achten, dass diese die Klimawirksamkeit des Gesamtvorhabens erhöhen, statt sie weiter zu schwächen". Die Umweltverbände sind besorgt, dass die Gesetzesvorlagen gegenüber den mehr...
- Bundesagentur für Arbeit legt Finanzbericht für das erste Quartal 2008 vor Nürnberg (ots) - Die Bundesagentur für Arbeit (BA) hat im ersten Quartal des laufenden Haushaltsjahres 8,7 Milliarden Euro eingenommen und 11,3 Milliarden Euro ausgegeben. Nach den ersten drei Monaten des Jahres 2008 verzeichnet sie somit ein Einnahmedefizit von 2,6 Milliarden Euro. Eine Unterdeckung war aufgrund der zu erwartenden Einnahmen und der geplanten Ausgaben erwartet worden. Sie ist in der unterjährigen Finanzprojektion jedoch um 1,2 Milliarden Euro höher angesetzt. Deutliche Entlastungen in nahezu allen Ausgabenbereichen summierten mehr...
- Vorratsdatenspeicherung und Abhöraktionen des Geheimdienstes - Deutscher Fachjournalisten-Verband zieht erneut negative Bilanz zum Internationalen Tag der Pressefreiheit Berlin (ots) - Der Deutsche Fachjournalisten-Verband (DFJV) kritisiert zum "Welttag der Pressefreiheit" am 03. Mai die Bestrebungen der Regierung, unter Berufung auf vermeintliche Sicherheitsaspekte, die Pressefreiheit in Deutschland weiter auszuhöhlen. Besonders beunruhigend ist nach Ansicht des Verbands die fortgesetzte Bespitzelung von Journalisten durch den Bundesnachrichtendienst (BND), die in den letzten Tagen öffentlich wurde. Nachdem der BND - trotz seiner Zusicherung keine Journalisten mehr zu bespitzeln - zunächst eine mehr...
- Friedrich/Fischer: Koalition stellt Weichen für die Bahn Berlin (ots) - Zum Beschluss des Koalitionsausschusses zur Bahnreform erklären der stellvertretende Fraktionsvorsitzende, Dr. Hans-Peter Friedrich MdB, und der verkehrspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Dirk Fischer MdB: Die Weichen für die Zukunft des Schienenverkehrs in Deutschland sind gestellt. Der Koalitionsausschuss hat die Grundzüge für die Teilprivatisierung der Deutsche Bahn AG festgelegt. Die Entscheidung trägt deutlich die Handschrift der Union. Wir haben immer darum gekämpft, dass das Eigentum an der mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|