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Westdeutsche Zeitung: Der Telekom-Skandal und seine Folgen - Das Vertrauen ist verspielt = Von Annette Ludwig

Geschrieben am 30-05-2008

Düsseldorf (ots) - Telekom-Chef René Obermann trat gestern die
Flucht nach vorne an. Er engagierte einen ehemaligen Richter am
Bundesgerichtshof, der nun ein neues Datensicherheitskonzept für die
Telekom entwickeln soll. Damit wählt er einen ähnlichen Weg wie der
Discounter Lidl, der unlängst nach der Überwachungs-Affäre den
früheren Bundesdatenschutzbeauftragten Joachim Jacob verpflichtete.

Doch was ist eigentlich in den vermeintlichen Vorzeige-Konzernen
Deutschlands los, dass solche Maßnahmen überhaupt notwendig sind? In
jüngster Zeit jagt ein Skandal den nächsten: VW lässt die Puppen
tanzen, Siemens schmiert Geschäftspartner, Lidl und Burger King
überwachen ihre Mitarbeiter. Und jetzt setzt die Telekom mit ihrer
Spitzelaffäre noch einen obendrauf.

Für den ohnehin schwächelnden rosa Riesen, dessen größter Aktionär
immer noch der Bund ist, wird der Fall zum Fiasko. Jeder, der mit
sensiblen Daten der Kommunikation sein Geld verdient, muss absolut
vertrauenswürdig sein. Wer wann mit wem telefoniert hat, das dürfen
allenfalls staatliche Ermittler überprüfen. Doch nun müssen sich
Millionen von Kunden fragen, ob ihre Daten bei der Telekom noch
sicher sind. Inzwischen steht der Vorwurf im Raum, dass die Telekom
sogar Bankdaten ausspioniert und Bewegungsprotokolle erstellt haben
soll. Der Ex-Monopolist hat sein wichtigstes Kapital verloren - das
Vertrauen von Kunden und Anlegern.

Die Häufung der Skandale bei deutschen Unternehmen legt nahe, dass
der neuen Generation in den Vorstandsetagen Profitmaximierung
offenbar wichtiger ist als das Gesetz. Ethik und Moral? Fehlanzeige.
Hier droht in kürzester Zeit viel von dem zerstört zu werden, was in
den vergangenen Jahrzehnten an Unternehmenskultur in Deutschland
aufgebaut worden ist.

Inzwischen mischt sich auch die Politik ein und fordert eine
Verbesserung des Datenschutzes. Doch eine Selbstverpflichtung der
Wirtschaft oder gesetzliche Maßnahmen werden nicht viel helfen.
Rechtsänderungen führen nicht unbedingt dazu, dass das Recht nicht
gebrochen wird. Vielmehr muss bei den hochbezahlten Top-Managern ein
Umdenken einsetzen. Und eine schnelle Aufklärung, wie René Obermann
sie versprochen hat, könnte den Schaden immerhin begrenzen.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211 / 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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