WAZ: Schadenersatzforderung - Siemens als Musterbeispiel - Leitartikel von Thomas Wels
Geschrieben am 29-07-2008 |
Essen (ots) - Alle Achtung: Die Härte, mit der Siemens-Aufsichtratschef Gerhard Cromme gegen die Ex-Kollegen aus der Top-Etage des Münchener Konzerns vorgeht, ist mehr als beeindruckend. Cromme und die anderen Aufsichtsräte setzen mit dieser Entscheidung Maßstäbe, die für die bisherige Klüngel-Ökonomie in allzu vielen Konzernen eine Zäsur bedeuten könnte und damit - sollte Siemens Schule machen - ein enormes Verdienst für den Standort D.
Die Signale der Schadenersatzforderungen lauten: Erstens ist es vorbei mit der unseligen Enthaftung, wonach ein angestellter Manager das vielhundertfache eines durchschnittlichen Arbeitnehmers verdient, bei Fehlverhalten dennoch mit zig Millionen, Fahrer und Büro bedacht wird. Und zweitens findet die nicht minder fragwürdige Praxis ein Ende, wonach Manager sich in einer Art Korpsgeist verbrüdern und unbeschadet lassen, unabhängig davon, ob sie als Aufsichtsrat kontrollieren oder als Vorstand führen sollen.
Beides zusammengenommen ist zu einem wesentlichen Teil dafür verantwortlich, dass die soziale Marktwirtschaft in Deutschland schwer an Reputation eingebüßt hat: Siemens-Manager, die unter der Ägide von Aufsichtsratchef von Pierer 30 Prozent mehr Gehalt bekommen sollten während im früheren Siemens-Handywerk in Kamp-Lintfort Tausende ihren Arbeitsplatz verloren - solche Beispiele sind es, die die Entfremdung von unserer Wirtschaftsordnung ausmachen: weil nie diejenigen, die die Entscheidungen treffen, von den Folgen der Entscheidungen betroffen sind, sondern die anderen.
Wenn es Cromme, der als Vorsitzender der Kommission zur transparenten Unternehmensführung einiges zur Hygiene in börsennotierten Konzernen beigetragen hat, gelingt, mit Siemens ein Muster zu zeichnen, hätten alle gewonnen: der Münchener Konzern, der Verantwortlichkeit nachweisbar ernst nimmt, und die Gesellschaft, die ein wirklichkeitsnäheres Bild vom Unternehmertum bekommt. Denn das spielt sich nur am Rande in glitzernden Hochhausfassaden der Dax-Konzerne ab: 99 von 100 Unternehmen in Deutschland sind klein und mittelgroß, 90 Prozent davon befinden sich in Familienbesitz. Der vollhaftende Gesellschafter steht mit Haus und Hof für sein Tun gerade. Umso seltsamer mutete auch die Diskussion um einen Bundespräsidenten Heinrich von Pierer an: nicht wegen etwaiger Verfehlungen, sondern weil ein Chef eines Konzerns, der 83 Prozent im Ausland umsetzt, mit Deutschland und seinen Problemen ebenfalls nur am Rande zu tun hat.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
Pressekontakt: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Zentralredaktion Telefon: 0201 / 804-2727 zentralredaktion@waz.de
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