Allg. Zeitung Mainz: Schon lange überfällig
Geschrieben am 30-07-2008 |
Mainz (ots) - Florian Giezewski zu Telefon-Werbung
Neben dem Werbe-Müll im E-Mail-Postfach gehören unerwünschte Anrufe von Telefonwerbern zu den lästigsten Folgen der heutigen Kommunikationstechnologien. Es gibt kaum jemanden, dem noch nicht irgendwelche Lotterien oder Internet-Verträge ungefragt angeboten wurden. Und wer nicht ganz genau aufpasst oder das Gespräch sofort beendet, hat ungewollt etwas bestellt. Dass die Justizministerin dem Einhalt gebieten will, ist lange überfällig. Insbesondere ein Widerrufsrecht für alle am Telefon abgeschlossenen Verträge ist zum Schutz von Kunden wichtig. Und dass sich die Mitarbeiter von Call-Centern künftig nicht mehr hinter verborgenen Telefon-Nummern verstecken können, hilft ebenfalls. Doch erscheint es mehr als fraglich, ob die Drohung mit einem Bußgeld in Höhe von 50000 Euro wirkungsvoll ist. Schon jetzt können Gerichte bei unerlaubter Telefonwerbung Zwangsgelder von bis zu 250000 Euro verhängen, ohne dass dies den Telefonterror der Call-Center verringert hätte. Hier ist es wie in anderen Bereichen: Ohnehin sind Bußgelder nur wirksam, wenn sie auch wirklich verhängt werden. Andererseits darf der sinnvolle Schutz vor Betrügern nicht dazu führen, dass seriöse Telefon-Geschäfte fast unmöglich werden. Denn tausende Kunden bestellen täglich telefonisch beim Versandhandel Produkte - und sind mit diesem Verfahren sehr zufrieden. Das beispielsweise von Bayern geforderte vollständige Verbot von Telefon-Geschäften wäre deshalb völlig überzogen und ginge an der Lebenswirklichkeit vorbei. Alternativ zu den jetzigen Gesetzesplänen sollte man auch die amerikanische Lösung des Problems in die Diskussion einbeziehen: Dort gibt es eine Ruf-nicht-an-Liste. Wer seine Nummer dort einträgt, darf nicht angerufen werden - und hat endlich Ruhe.
Originaltext: Allgemeine Zeitung Mainz Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65597 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_65597.rss2
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