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LVZ: SPD setzt alles auf eine Karte

Geschrieben am 08-09-2008

Leipzig (ots) - Von Dieter Wonka
Münchhausen ritt auf der Kanonenkugel über den Feind hinweg und zog
sich bei anderer Gelegenheit an den eigenen Haaren aus dem Sumpf.
Nach Beck steht bei der SPD jetzt Steinmeier im Zentrum des
Kraftfeldes, sagt Müntefering. Gemeinsam wolle man der Union das
Fürchten lehren. Da fragt sich doch, wer von beiden den Baron
Münchhausen mimt.
Immerhin wollen bei der SPDzwei erledigen, was bei der Union nur noch
die eine können muss:Herz und Verstand, Pragmatismus und Populismus
wählernah zu verbinden. Im Hause Merkels ist es ziemlich trist, sieht
man hinter die Vorhänge des Kanzleramtes. In Berlins CDU balgt sich
eine kleinwüchsige Stadtguerilla mit Merkels entsandtem Friedbert
Pflüger. Das hat schon SPD-Niveau. Wo es bei den Sozialdemokraten zu
viele Flügel gibt, mangelt es der Union überhaupt an solchen. Jeder
ahnt: Beim geringsten politischen Beben ist der Zusammenhalt hinter
Merkel schnell dahin.
Die SPD hat mit Müntefering/Steinmeier alles auf eine Karte
gesetzt:Gelingt deren Coup, dann geht bei der Union das Feuer los und
die Linke müsste wieder kämpfen. Wahrscheinlicher ist freilich die
Annahme, dass die SPD so weitermacht wie unter ihren früheren
Vorsitzenden. Die Lafontaine-Linke baut auf diese
Selbstzerfleischung. Fusioniert würde dann bald zu Oskars Preisen.
Für diesen Fall hätte jetzt auch Frau Nahles die SPD-Geschäfte
übernehmen können. 15 Prozent sind immer drin und zwei mal 15 Prozent
von links macht vielleicht ebenso viel, wie Merkels großkoalitionäre
Union noch schafft.
Dieser letzte SPD-Personalversuch war wenig würdig, da hat Frau
Merkel recht. Aber das neue Duo, das der Linken Herr werden will,
hält es immerhin mit dem alten Sponti-Motto: Keine Chance, aber die
muss man nutzen.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
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Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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