Weser-Kurier: Der "Weser-Kurier" (Bremen) kommentiert in seiner Ausgabe vom 11. September 2008 die Verhandlung über die Pendler-Pauschale:
Geschrieben am 10-09-2008 |
Bremen (ots) - Fatale Ausnahme von Joerg Helge Wagner Soviel ist bereits jetzt sonnenklar: Eine Rückkehr zur "alten" Pendlerpauschale wird es nicht geben - schon deshalb nicht, weil das Bundesverfassungsgericht sie weder anordnen kann noch will. Es geht einzig und allein darum, ob die aktuelle Regelung verfassungswidrig ist. Wird dies bejaht, liegt der Ball wieder im Feld der Politik. Die Regierungsparteien werden dann einen Kompromiss suchen zwischen dem Gerechtigkeitsempfinden an ihrer Basis und ihrem erklärten Ziel, den Haushalt möglichst schnell ohne immer neue Schulden zu gestalten. Das aber schließt eine Rückkehr zur alten Regel, die mal eben ein 2,5 Milliarden Euro tiefes Loch reißen würde, völlig aus. Die Politiker werden genau das tun, wofür sie auch gewählt wurden: gestalten. Sie können den Haushaltsschaden begrenzen, indem sie die Pauschale von 30 auf 25, 20 oder noch weniger Cent pro Kilometer absenken. Oder das Ganze "deckeln": Wer jeden Tag zum Beispiel 75 Kilometer pendelt, kommt noch in den Genuss der Pauschale, ab Kilometer 76 muss er eben doch umziehen. Das erscheint gerechter als die jetzige "Härtefall"-Regel, die Millionen benachteiligt, die halbwegs arbeitsplatznah wohnen, nämlich in einer Distanz zwischen 14 und 20 Kilometern. Eine Ebene höher findet die juristische Auseinandersetzung statt, ob Fahrtkosten überhaupt Werbekosten sind - also Aufwendungen, ohne die man seinen Beruf, dessen freie Wahl das Grundgesetz garantiert, gar nicht ausüben kann. Da kann man durchaus geteilter Meinung sein, denn das Grundgesetz garantiert natürlich ebenso die freie Wahl des Wohnortes. Kurz: Niemand ist gezwungen, "vor dem Werkstor" zu wohnen - aber es gibt eben auch keinen Zwang, möglichst weit davon entfernt zu siedeln. Nötigenfalls wird ja sogar eine doppelte Haushaltsführung steuerlich begünstigt. Eigentlich ist die Pendlerpauschale nur ein Symptom der Krankheit, an der die gesamte deutsche Steuergesetzgebung krankt: Eine von unzähligen Ausnahmeregelungen, die nur Verdruss und Verwirrung stiftet. Man sollte sie ersatzlos streichen und dafür lieber die Einkommen-, Mineralöl- oder Mehrwertsteuer senken.
Originaltext: Weser-Kurier Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30479 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30479.rss2
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