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Allg. Zeitung Mainz: Über das Ziel hinaus (Kommentar zur Sucht-Prävention)

Geschrieben am 15-09-2008

Mainz (ots) - Sabine Bätzings Ziel ist ehrenhaft, ohne Zweifel.
Aber wir müssen aufpassen, denn sie meint es zu gut. Die
Drogenbeauftragte der Bundesregierung schießt dabei weit über das
Ziel hinaus. Statt darauf hinzuarbeiten, dass diese Gesellschaft
einen Konsens in Sachen Sucht findet, entfacht sie einen Kreuzzug
gegen das Böse - und was das ist, das entscheidet sie selbst. Die
Mittel ihres Kampfes sind grobschlächtig: Verbote, Strafen oder
Verteuerung durch saftigen Steueraufschlag. Das ist der gefährliche
Weg in eine Verbots-Republik, denn wenn sich die Gesundheitsschützer
erst an Alkohol und Nikotin abgearbeitet haben, nehmen sie sich die
nächsten vermeintlich gefährlichen Produkte vor, die es zu bekämpfen
gilt - dann kommen die nächsten Verbote, Strafen oder
Steuererhöhungen. Sind aber ständig neue Verbote in einem
freiheitlichen Gemeinwesen ohnehin schon etwas sehr Fragwürdiges, so
muss man vor allem aber nach deren Sinn fragen: Wird ein Jugendlicher
die Finger vom Glimmstängel oder vom Bier lassen, nur weil dafür
nicht mehr geworben wird? Natürlich nicht. Um so sicherer ist aber,
dass ein Werbeverbot oder auch nur eine starke Beschränkung viele
tausend Arbeitsplätze kosten werden. Und wenn dann im Endstadium der
Gesundheits-Republik alles, was schädlich sein könnte, nicht mehr
beworben werden darf, kann man sich die Folgen ausmalen. Verbote
setzen aber noch etwas voraus, wenn sie sinnvoll sein sollen: sie
müssen überwacht werden. Und da stößt schon das vorhandene
Instrumentarium - etwa der Jugendschutz - an seine Grenzen. Die
Verantwortlichen sollten erst dort ihre Hausaufgaben machen, bevor
sie neue Beschränkungen erfinden. Und noch etwas zum Drehen an der
Steuerschraube: Zigaretten und Alkohol ständig teurer zu machen
bedeutet, dass nur noch Betuchte sich diese Genussmittel leisten
können. Wer zu wenig Geld hat, der muss sich dann etwa die Zigaretten
- in Ostdeutschland ist das an der Tagesordnung - bei Schmugglern
besorgen, wird in die Kriminalität gedrängt. Ist das Sinn der Sache?

Originaltext: Allgemeine Zeitung Mainz
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65597
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_65597.rss2

Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Christin Wiens
Telefon: +49-(0)6131/48-5987
Fax: +49-(0)6131/48-5868
crossmedia@vrm.de


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