LVZ: Die Leipziger Volkszeitung zur Lutherdekade -
Geschrieben am 21-09-2008 |
Leipzig (ots) - Von Olaf Majer. Ein feste Burg ist unser Gott. Wirklich? In Wittenberg können Christen zur Lutherdekade frohgemut den Choral-Bestseller aus der Feder Martin Luthers anstimmen. In Köln dagegen überwiegen Zweifel im Anblick von Hass und Gewalt. Wittenberg und Köln, zwei Schauplätze des Wochenendes, wie sie unterschiedlicher kaum sein können. Aber sie gehören zusammen. Luther verdanken wir, dass die befreiende Botschaft des Evangeliums weltweit Gehör fand: Fürchte dich nicht, habe Gottvertrauen, Ablasshandel ist Missbrauch. Für die Menschen des Mittelalters eine ungeheure Nachricht. Eine bahnbrechende Schlagzeile, nach heutigen Maßstäben. Zurecht wird mit einem zehnjährigen Marathon in Mitteldeutschland, dem Kernland der Reformation, an Luther erinnert. Wo aber stehen Christen heute angesichts von Gottvergessenheit und Konsumglaube, fragt der Weltlutherbund-Chef in der Wittenberger Schlosskirche, jenem legendenreichen Ort des Thesenanschlags. Mit der Frage nach dem Sinn und der Verantwortung von Glauben im 21. Jahrhundert rückt zwangsläufig Köln in den Blickpunkt. Der Streit über eine zu groß geratene Moschee verdrängt seit Wochen die rheinische Gelassenheit. Mit plumpen Anti-Islam-Sprüchen machten sich jetzt Rechtspopulisten ausgerechnet am Heumarkt, dem Epi-Zentrum des Kölner Rosenmontags, zum Narren. Ein Polizeiverbot stoppte den Protest - nicht aber die linksradikalen Irrläufer. Und so tobte im Schatten des Doms die Gewalt. Viva Chaos-Colonia: Für ein kritisches Nachdenken über ein religiöses Miteinander ohne Hassprediger und steingewordene Machtbeweise war da kein Platz mehr. Deshalb ist Wittenberg wichtig. Wichtiger selbst als 1983, als das SED-Regime Luthers 500. Geburtstag zur Darstellung von Weltoffenheit ausnutzte und Christen vorübergehend eine etwas längere Leine ließ. Die Dekade bis 2017 muss eine Zeit der Selbstbestimmung sein. Christliche Nächstenliebe und Toleranz bleiben dabei die Maßstäbe. Sie bedeuten aber nicht Selbstverleugnung. Liebe hat nach Martin Luther zwei Seiten: Eine Liebe, die wir erhalten, und eine, die wir unserem Nächsten geben. Erst, wenn in deutschen Moscheen das Leipziger Nikolaikirchen-Motto "Offen für alle" praktiziert wird, gibt es ein ehrliches Gespräch unter Glaubensbrüdern. Dazu gehört auch ein Recht für Christen in der Türkei auf erkennbare Gotteshäuser, so wie es Muslime für ihre Moscheebauten in Deutschland reklamieren. Eine feste Burg soll Gott, Allah oder Jahwe sein - aber keine Trutzburg gegen Andersgläubige und Andersdenkende.
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
Pressekontakt: Leipziger Volkszeitung Redaktion Telefon: 0341/218 11558
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
159917
weitere Artikel:
- Rheinische Post: Zu früh gefreut in Köln Von Martin Bewerunge Düsseldorf (ots) - Im "hillijen" Köln sollte man wissen, was es heißt, Märtyrer zu schaffen: Ausgerechnet dort aber ist eine zweifelhafte Kundgebung einiger hundert Rechtspopulisten am Ende mit dem zweifelhaften Argument verboten worden, selbst einige tausend Polizisten seien nicht mehr in der Lage, für die Sicherheit in der Domstadt zu garantieren. Dabei war doch der Protest des ganz überwiegenden Teils der Tausenden, die gegen die "Anti-Islam-Konferenz" auf die Straßen gegangen waren, beeindruckend einhellig, friedlich und phantasievoll mehr...
- Rheinische Post: CSU und Merkel von Reinhold Michels Düsseldorf (ots) - Wenn die CSU am Sonntag in den 40-Prozent-Turm stürzt und sich danach wahrscheinlich ohne die Männer des Übergangs Beckstein/Huber nicht schnell wieder hocharbeitet, ist mehr zu besichtigen als eine bayerisch-politische Zeitenwende. Dann verlören die Unionsparteien eine scheinbar uneinnehmbare Festung des Bürgerlich-Konservativen. Dann wäre es ungewisser denn je, ob die CDU-Vorsitzende Merkel 2009 als Kanzlerin wiedergewählt wird und ob die CDU auf absehbare Zeit überhaupt noch den Regierungschef in Berlin wird stellen mehr...
- Rheinische Post: Pakistan taumelt von Matthias Beermann Düsseldorf (ots) - Anschläge islamischer Extremisten gehören zum traurigen Alltag in Pakistan. Allein in diesem Jahr sind schon 220 Menschen zum Opfer von Selbstmordattentätern geworden. Doch die Explosion vom Samstag markiert eine neue Dimension. Der Anschlag auf das Marriot-Hotel mitten im schwer bewachten Zentrum der Hauptstadt Islamabad zeigt, dass das Land am Rande des Chaos taumelt. Spätestens seit Samstag tobt nun auch hier der Krieg, der bereits das benachbarte Afghanistan in seinen Sog gezogen hat. Und der indirekt die ganze mehr...
- Ostsee-Zeitung: Ostsee-Zeitung (Rostock) zum Terroranschlag in Pakistan Rostock (ots) - Pakistan, das ist nicht neu, befindet sich im Krieg. Aus dem still duldenden Al-Kaida-Rückzugsgebiet ist ein Kämpfer gegen den weltweiten Terror geworden. 2007 erklärte Bin Laden Pakistan den Krieg. Seitdem gab es zwölf Anschläge mit 500 Toten, die Ermordung der pro-westlichen Politikerin Benazir Bhutto. Taliban köpfen öffentlich Menschen, die sie der Kollaboration mit den USA beschuldigen. Die Logik des Terrors - perfide leicht und infam einfach. Angst als globales Fanal. Angemessen reagieren heißt nicht, vom "Ausmerzen" mehr...
- ACUNS organisiert in Marseille 2008 hochrangige Konferenz über Reformen im Bereich humanitärer Angelegenheiten Marseille, Frankreich (ots/PRNewswire) - - http://www.etudeshumanitaires.fr - Der Akademische Rat für die Vereinten Nationen Der Akademische Rat für die Vereinten Nationen wurde im Jahre 1987 am Dartmouth College gegründet und hat zur Aufgabe, strategische Leitlinien für die Politik zu bieten und die Anstrengungen zur Reform der Organisation der Vereinten Nationen zu unterstützen. Wir entwickeln und beteiligen uns an internationalen Kampagnen und Initiativen zur Verbesserung der internationalen Kooperation und der Entwicklung mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|