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Lausitzer Rundschau: Zur Krise auf den Finanzmärkten / Vertrauen durch Wissen

Geschrieben am 08-10-2008

Cottbus (ots) - Nicht einmal jeder zweite Ostdeutsche glaubt dem
Versprechen von Angela Merkel, dass die privaten Spareinlagen in
Deutschland garantiert sind. Das ergab eine Umfrage des
Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap. Mit anderen Worten: Über
die Hälfte der Bürger in den neuen Ländern gibt an, dass die
Bundeskanzlerin entweder bewusst die Öffentlichkeit täuscht oder
einfach nicht in der Lage ist, ihre Zusage zum Schutz des privaten
Sparvermögens einzuhalten.
Nun sind weder Politikverdrossenheit noch überschnelle
Stammtisch-(Vor-)Urteile über Nieten in Nadelstreifen zwischen Elbe
und Neiße etwas Unbekanntes. Und angesichts von 1 400 000 000 000
verbrannten US-Dollar (so hoch schätzt der Internationale
Währungsfonds IWF die Kosten der Krise) sicher keine Überraschung.
Doch dieses Misstrauen in die Politik ist gerade heute unbegründet,
denn Kanzlerin und Finanzminister machen im Ringen gegen die vielen
Nullen einen guten Job. Auch wenn die Staatsgarantie nur für
Sparguthaben und nicht für Anlagevermögen gilt.
Natürlich bleiben Fragen. Natürlich ist nicht zu verstehen, warum
monatelang um wenige Euro Kindergelderhöhung gestritten und die
Pendlerpauschale gekürzt wird, während nun über Nacht für die Banken
unvorstellbar hohe Summen zur Verfügung stehen. Und natürlich ist nur
schwer nachzuvollziehen, warum Banker jahrelang Millionensummen als
Erfolgsprämien verdienen und im Misserfolgsfall der Steuerzahler
haften muss. Trotzdem ist das deutsche Krisenmanagement aus heutiger
Sicht aller Ehren wert - vergleiche man es nur mit dem in den USA
oder denke man an den de facto Staatsbankrott Islands.
Merkel fällt heute auf die Füße, was in der Vergangenheit
leichtfertig als Kredit verspielt wurde: die Glaubwürdigkeit der
Politik. Das begann im Großen beim Versprechen (oder dem Versprecher)
von Norbert Blüm, die Rente sei sicher. Das geht weiter mit der
Gesundheitsreform, die nicht nur das kranke Medizinsystem gesunden,
sondern auch Familien mit Kindern entlasten sollte. Und geht bis zu
solchen alltäglichen Dingen, wie der Wahlaussage von Andrea Ypsilanti
oder den Scheinkandidaturen bei den gerade beendeten Kommunalwahlen
in Brandenburg. Was diese Beispiele eint, ist das verheerende Signal,
welches sie aussenden: Liebe Bürger, das Wort von uns Politikern ist
nichts wert, es hat keinen Bestand. Vielleicht fängt auch
Weltwirtschaft im Kleinen an. Zu schnell ist in Talkshows heute
einzig die Gier einzelner Banker als Wurzel allen Übels ausgemacht,
wird nun der ganze Berufsstand zu Unrecht an den Pranger gestellt.
Doch wer hat in die vielen Fonds investiert, stets davon träumend,
sein Geld quasi über Nacht zu vervielfachen? Jeder der früh um sechs
auf Arbeit geht, weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer ein Euro
erarbeitet wird. Weshalb glaubten Millionen kleiner Sparer den
Versprechen der provisionsabhängigen Finanzberater, dass es mit
Zertifikaten so viel einfacher geht?
Krisen bieten auch Chancen, und eine Chance ist mehr Wissen um
volks- und betriebswirtschaftliche Prozesse. Nötig ist künftig eine
grundlegende, fachmännisch begleitete Wirtschaftsausbildung schon in
der Schule. So wie es in ersten Ansätzen zurzeit das Planspiel Börse
der Sparkassen bietet. Vertrauen - auch in die Politik - basiert auf
Wissen und nicht auf Enttäuschung.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_47069.rss2

Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de


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