Rheinische Post: Neidfaktor Rente
Geschrieben am 10-10-2008 |
Düsseldorf (ots) - von Gregor Mayntz
Die Beamten verdienen für gleiche Arbeit das gleiche Geld, ob sie in Ost oder West Staat und Bürger dienen. Die Soldaten haben in der "Armee der Einheit" nach 18 Jahren endlich auch den Einheitssold erstritten. Und in vielen Bankfilialen wird beim Gehalt auch kein Unterschied mehr zwischen Düsseldorf und Dresden gemacht. Höchste Zeit also, auch die Mauer im Rentensystem einzureißen, die derzeit noch die Rentenberechnung im Osten von der im Westen teilt? Kanzlerin Angela Merkel sollte für diesen Akt jedoch den Hammer und nicht den Bulldozer nehmen. Zwar ist sie peinlich bemüht, mit der SPD bei allen Wahlversprechen auf Augenhöhe zu bleiben, soziale Wärme statt wirtschaftlicher Kälte auszustrahlen. Doch der Rentenfaktor ist auch ein Neidfaktor. Und Neid ist ein Gefühl, keine mathematische Formel. Schon jetzt wird jeder im Osten verdiente Euro für die Rentenberechnung "veredelt", um den Abstand zum Westniveau nicht zu krass ausfallen zu lassen. Und schon jetzt bekommt die typische Seniorenfamilie im Osten mehr aus der Rentenkasse als die im Westen, weil in der DDR die Doppelverdiener-Ehe Standard war. Schielen auf Ostwähler trübt das Bild, die Rentenformel braucht Augenmaß.
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