Lausitzer Rundschau: Friedensnobelpreis für finnischen Ex-Präsidenten Ahtisaari: Die Atempause
Geschrieben am 10-10-2008 |
Cottbus (ots) - Martti Ahtisaari ist ein Mann, der Respekt verdient für seine langen Bemühungen, als Vermittler einen Beitrag zu leisten bei der Beendigung gewalttätiger Konflikte. Ob es allerdings richtig verstanden wird, wenn der finnische Politiker jetzt im Jahre 2008 den Friedensnobelpreis erhält, darf bezweifelt werden. Ahtisaari war oft und aus gutem Grunde ein aussichtsreicher Kandidat, weil ihm mit seinen Bemühungen auch immer wieder Erfolg beschieden war. Die Preisverleihung kommt jetzt allerdings nach einer gescheiterten Mission. Eine für alle Seiten erträgliche Lösung im Konflikt um den Kosovo gelang ihm nicht. Und so könnte die Verleihung auch als Trost verstanden werden wissen für diplomatische Anstrengungen, die dann doch an den Hitzköpfen scheitern. Schon vor sechs Jahren hatte die norwegische Kommission mit dem früheren US-Präsidenten Jimmy Carter ebenfalls einen Mann im Nachgang zu seinen wichtigsten Taten ausgezeichnet für ein Lebenswerk. Damit aber hat die Auswahlkommission sich zumindest im diesen Jahr der Chance beraubt, mit der Preisverleihung auch ein klares politisches Signal zu setzen. Ahtisaari als Preisträger wird in Serbien hoffentlich noch den einen oder anderen zum Nachdenken bringen. Aber ansonsten können sich die Mächtigen der Welt zurücklehnen und damit zufrieden geben, dass dieser Mann der eher leisen Töne nirgendwo mehr wirklich anecken wird. Fällig, überfällig ist längst ein Preis für einen der chinesischen Regimekritiker und darauf war auch am meisten spekuliert worden. Stattdessen einen Diplomaten zu bestimmen, könnte in Peking auch als Bestätigung verstanden werden wissen in der Weigerung, sich der Außenwelt und ihren Maßstäben zu stellen. Überfällig ist eine Verleihung nach Asien auch deswegen, weil bislang kein Chinese - und übrigens auch kein Inder - damit ausgezeichnet wurde, obwohl es an mutigen Männern und Frauen dort nicht mangelt. Es sieht so aus, als ob sich die fünf Juroren eine Atempause gönnten und diesmal zum kleinsten gemeinsamen Nenner fanden. Das sei ihnen und dem Preisträger gegönnt. Aber 2009 wird die Messlatte damit zwangsläufig um einiges höher liegen.
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