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Börsen-Zeitung: Roter Riese, Kommentar von Walther Becker zu den Zahlen der Deutschen Post und deren US-Plänen

Geschrieben am 10-11-2008

Frankfurt (ots) - Sonderausschüttung, Aktienrückkauf,
Dividendenerhöhung? Solche Träume von Investoren der Deutschen Post
sind zerstoben: Der "Gelbe Riese" schreibt dieses Jahr rote Zahlen.
Die Aktie steigt, die Anleger atmen auf, der Schrecken hat also doch
ein Ende. 7,5 Mrd. Euro haben sich im US-Abenteuer alles in allem in
Luft aufgelöst. Nun reißt das amerikanische Expressgeschäft erstmals
auch den Konzern mit sich in die Verlustzone.

Der seit Februar amtierende Vorstandschef Frank Appel zieht in der
Finanzkrise und vor dem globalen Abschwung die längst geforderten
Konsequenzen. Dass sich die Post komplett aus dem inneramerikanischen
Geschäft zurückziehen soll, wünschen Investoren sich seit langem.
Doch der Vorstand, maßgeblich unter dem langjährigen Konzernchef
Klaus Zumwinkel, pochte stets darauf, dass auch in den USA präsent
sein müsse, wer als Weltmarktführer Erfolg haben wolle.

Damals das Expressgeschäft auf den inneramerikanischen Handel
auszuweiten, war die richtige Entscheidung, meint Appel. Jetzt
angesichts der wirtschaftlichen Lage zu gehen, sei wieder richtig.
Zwischen den beiden "richtigen Entscheidungen" liegen 7,5 Mrd. Euro.
Das ist ein Betrag, der zwar noch nicht die Dimension von Chrysler,
Daimlers desaströsem US-Ausflug, hat, wohl aber eine enorme Summe,
die durch Fehlentscheidungen und langes Warten verbrannt wurde. Und
noch kann selbst Appel nicht sagen, wann das drastisch reduzierte
"Kerngeschäft" von DHL Express in Amerika schwarze Zahlen einfährt.

Ein Trost: Der größte Batzen der diesjährigen Belastungen ist
nicht cashwirksam. Der Liquidität zugute kommen aber über 2 Mrd. Euro
aus Immobilienverkäufen und zurückgezahlte angebliche Beihilfen. Die
Ausschüttung zahlt die AG, nicht der Konzern, quasi aus der
Portokasse. Denn das Stammhaus lebt vom Brief.

Die Post hatte unter Zumwinkel versucht, die Platzhirsche UPS und
Fedex anzugreifen - eine Attacke, die angesichts der
Marktverhältnisse zum Scheitern verurteilt war. Hier ein Verlust,
dort eine Abschreibung, ein bisschen Sanieren und ein wenig
Restrukturieren: Das Prinzip Hoffnung führte tiefer ins Minus. Nun
gehen 15000 Stellen verloren. Der Aufschrei der Empörung dürfte nach
den US-Wahlen weniger laut sein als vorher. Die Zustimmung der
Anleger aber hat Appel, dem schon der Teilverkauf der Postbank zum
attraktiven Preis gelang.

(Börsen-Zeitung, 11.11.2008)

Originaltext: Börsen-Zeitung
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Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
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Telefon: 069--2732-0


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