 Allgemeine Zeitung Mainz: Die Uhr tickt Kommentar zu Opel
Geschrieben am 17-11-2008 |
Mainz (ots) - Würde die Adam Opel GmbH eine eigenständige Bilanz
vorlegen, würde sie allein an ihrer Produktpalette gemessen, die
Entscheidung darüber, ob man dem Rüsselsheimer Automobilhersteller
eine Bürgschaft in Höhe von einer Milliarde Euro zur Verfügung
stellen soll, wäre binnen einer Stunde positiv entschieden. Denn Opel
ist im internationalen wie auch im nationalen Vergleich in guter
Verfassung. Die Produktion ist nachweislich effektiv, fast alle
Produkte modern und damit marktkonform, das heißt, Opel ist auch
unter künftigen Marktanforderungen ein global wettbewerbsfähiges
Unternehmen. Doch Opel ist eben auch eine hundertprozentige Tochter
des am Abgrund stehenden GM-Konzerns und das macht die Sache extrem
schwierig. Denn wie seit Jahrzehnten Liquidität von Detroit nach
Rüsselsheim geflossen ist, so gäbe es bei der aktuellen
Rechtskonstruktion wohl kaum eine wirkliche Garantie, dass Kredite,
die Opel auf Basis einer deutschen Bürgschaft gewährt würden, nicht
binnen Stunden über den Atlantik gesaugt und dort quasi in einem
gigantischen Loch verschwänden. Das würde kein deutscher Politiker,
der an der Gewährung einer solchen Bürgschaft beteiligt wäre,
politisch überleben. Deshalb ist die Entscheidung der
Bundesregierung, sich bis Weihnachten Zeit zu lassen und über
Sicherheitskonstruktionen und Bedingungen nachzudenken,
nachvollziehbar. Wie müssten solche Auflagen aussehen und vor allem,
mit wem könnte man sie in diesen Zeiten rechtlich haltbar aushandeln?
George W. Bush hat nichts mehr zu sagen und Barack Obama ist noch
nicht im Amt, auch wenn er schon die Parole "Konjunkturstütze vor
Schuldenabbau" ausgegeben hat. Doch das sind bislang nur
Ankündigungen ohne Substanz. Darauf zu vertrauen, wäre also ein Spiel
mit dem Feuer. Noch steht Opel erklärtermaßen nicht am Abgrund, noch
ist der Antrag auf Milliardenbürgschaft reine Vorsorge. Doch die Uhr
tickt!
Originaltext: Allgemeine Zeitung Mainz
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Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Juliane Venema
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