LVZ: Präsidenten von ZDH und DIHK, Kentzler und Braun, nennen geplante Unternehmenssteuerreform halbherzig und erheben erneut massive Kritik an der Erhöhung der Mehrwertsteuer
Geschrieben am 16-06-2006 |
Leipzig (ots) - Die Spitzen von Handwerk und Handelskammern haben die Koalitionspläne zur Reduzierung der Körperschaftssteuer begrüßt, aber zugleich heftige Kritik an der verbundenen Reform der Gewerbesteuer und an der Erhöhung der Mehrwertsteuer geübt. Die Präsidenten beider Organisationen, Otto Kentzler, Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH), und Georg-Ludwig Braun, Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK), nannten gegenüber der "Leipziger Volkszeitung" (Freitag-Ausgabe) die von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) in seinen Eckpunkten angekündigte Reduzierung der Körperschaftssteuer "ein gutes Signal für viele Kapitalgesellschaften" (Braun) und eine "Verbesserung der globalen Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland für Kapitalgesellschaften" (Kentzler). "Insgesamt nimmt die Steuer- und Abgabenlast in Deutschland zuletzt statt dessen immer weiter zu - von der Mehrwertsteuer über die Reichensteuer bis zum möglichen Gesundheitssoli und den steigenden Rentenbeiträgen", kritisierte Braun.
ZDH-Präsident Kentzler bemängelte, dass "ohne Wegfall der Gewerbesteuer" die Reform aber "halbherzig" bleibe. "Wenn jetzt sogar Kosten wie Leasinggebühren, Mieten und Pachten besteuert werden sollen, kann dies schnell das wirtschaftliche Aus für die Masse der mittelständischen Betriebe bedeuten." Die große Koalition dürfe deshalb "auf keinen Fall hinter die Beschlüsse des Jobgipfels vom Frühjahr 2005 zurückfallen". Unter Berücksichtigung der derzeit diskutierten Eckwerte von Steinbrück fehle dem Handwerk "ein wichtiger Punkt: die Erhöhung des Anrechnungsfaktors der Gewerbesteuer auf die Einkommensteuer von 1,8 auf 2". Ziel dieser Maßnahme sei es, die Gewerbesteuerlast der kleinen und mittleren Personenunternehmen weit gehend zu nivellieren. Vor allem auch mit Blick auf jene, die zurzeit Gewerbesteuer zahlen müssten, obwohl sie keine Gewinne machten.
Wie auch Kentzler kritisierte DIHK-Braun massiv die geplanten Veränderungen bei der Gewerbesteuer als "schlecht für eine Großzahl von mittelständischen Unternehmen". Soweit sie auf Fremdfinanzierung angewiesen seien, "wird es teuer, weil sie auf ihre Zinslast auch noch Steuern zahlen müssen", meinte Braun. "Das gilt gerade für viele Betriebe in den neuen Bundesländern. Deshalb ist eines ganz entscheidend: Die Gewerbesteuer muss zu einer unbürokratischen allgemeinen Gewinnsteuer umgebaut werden. Das hilft allen Unternehmen und den Gemeinden."
Die Präsidenten von ZDH und DIHK erneuerten zugleich ihre heftige Kritik an der beabsichtigten Erhöhung der Mehrwertsteuer um drei Prozent-Punkte, die am (heutigen) Freitag im Bundesrat zur Abstimmung steht.
Die Mehrwertsteuererhöhung belaste vor allem die auf dem heimischen Markt agierenden Unternehmen, meinte Kentzler. "So sind etwa Gastgewerbe, Einzelhandel und Handwerk besonders betroffen. Eine Verrechnungsstunde im Handwerk wird durch drei zusätzliche Mehrwertsteuerpunkte um rund einen Euro teurer - die Entlastung der Lohnzusatzkosten um einen Punkt macht sich aber nur mit weniger als 20 Cent bemerkbar." Es drohten Kundenzurückhaltung und verstärkte Flucht in die Schwarzarbeit mit den bekannten Folgen für die Beschäftigung und damit auch für die Steuereinnahmen und Beitragseinnahmen zu den Sozialsystemen.
DIHK-Präsident Braun beklagte allein schon die Tatsache, dass die Mehrwertsteuer 2007 erhöht wird, die Unternehmenssteuern aber frühestens 2008 sinken sollen. "Die Mehrwertsteuer nimmt den Menschen mindestens 20 Milliarden Euro Kaufkraft und das dämpft 2007 die Konjunktur in jedem Fall. Außerdem soll die Entlastung durch die Unternehmensteuerreform nur acht Milliarden Euro betragen - und das ja vor allem als Anschubfinanzierung." Eine stärkere Steuerentlastung für Gewinne, die im Betrieb blieben, sei im Übrigen für alle gut. Denn sie ermögliche mehr Investitionen und Beschäftigung.
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
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