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Allg. Zeitung Mainz: Unverbrüchlich (Kommentar zu Frankreich)

Geschrieben am 26-11-2008

Mainz (ots) - Ist die deutsch-französische Freundschaft nicht das
Selbstverständlichste von der Welt? Keineswegs. Grundsätzlich sind
Freundschaften nie selbstverständlich, man muss sie pflegen; wenn man
beginnt, sie für selbstverständlich zu halten, sind Beziehungen in
höchster Gefahr. Es gab zwei Weltkriege mit Millionen von Toten,
unsägliches Leid auf beiden Seiten, danach eine von französischem
Misstrauen geprägte vorsichtige Annäherung. Beim allmählichen Beginn
gutnachbarlicher Verbindungen war das Treffen Adenauer - de Gaulle
vor 50 Jahren in Bad Kreuznach zweifelsfrei ein Meilenstein. In all
den Jahren wuchs die gegenseitige Wertschätzung, entstanden herzliche
Verbindungen. Politisch geprägt war diese Entwicklung nicht zuletzt
durch Namen wie Giscard D'Estaing, Helmut Schmidt, François
Mitterrand und Helmut Kohl. Das eigentliche Fundament aber bilden die
Begegnungen der Bürger. So etwas ist unglaublich wertvoll, gerade in
stürmischen Zeiten. Politisch wurde die Achse Berlin - Paris, früher
Bonn - Paris, oft argwöhnisch beäugt. Dass Deutschland und
Frankreich, quasi Seit' an Seit', 2003 den Irak-Krieg George W. Bushs
ablehnten, schien eine Brüskierung anderer EU-Staaten, erwies sich
letztlich aber als verantwortungsbewusster Schritt. Heute haben es
Angela Merkel und Nicolas Sarkozy miteinander zu tun. Keine einfache
Aufgabe für die Kanzlerin. Es gibt noch kein klares Bild von der
politischen Potenz des französischen Präsidenten; den Verdacht, dass
er allzu oft von persönlichen Eitelkeiten motiviert wird, konnte
Sarkozy bislang nicht ausräumen. Da ist viel Aktionismus. Zudem
werden unsere Nachbarn vermutlich eines Tages schlagartig spüren,
dass es einen gewaltigen Reformstau gibt, dass sie sozialpolitisch zu
lange die Augen vor unangenehmen Wahrheiten verschlossen haben. Bei
alledem wird sich Merkel hüten, die Besserwisserin zu spielen. Aber
all dies ist Tagesgeschäft. Was historisch zählt, ist die fest
gefügte Beziehung zweier Staaten. Ob sie Jahrhunderte überdauert? Wer
wollte sagen, was in hundert Jahren sein wird. Derzeit ist die
Freundschaft unverbrüchlich.

Originaltext: Allgemeine Zeitung Mainz
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65597
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_65597.rss2

Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Alexander Hoffmann
Telefon: +49-(0)6131/48-5987
Fax: +49-(0)6131/48-5868
crossmedia@vrm.de


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