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LVZ: Leipziger Volkszeitung zum Terror in Indien

Geschrieben am 27-11-2008

Leipzig (ots) - Von Kostas KipurosKrieg hilft nichtgegen TerrorWer
die Orte, in denen seit dem 11. September 2001 Terroristen
zugeschlagen haben, mit einem Punkt auf der Landkarte versieht, wird
über die immer größer werdende Dichte des Netzwerkes der Gewalt
erschrecken: Von Madrid über Casablanca und London, Indonesien, Irak,
Afghanistan, Pakistan, Kenia, Ägypten bis - nun erneut - Indien zieht
sich inzwischen die Blutspur der Attentäter. Die Unerbittlichkeit und
Globalität der Täter lässt vermuten, dass hinter den Anschlägen ein
lenkendes Hirn und ein befehlendes Gremium stehen, eine
Welt-Terrorzentrale also.
Tatsächlich reagierte Präsident Bush mit dem Krieg gegen den
Terrorismus, als ob sich die USA im Kriegszustand mit einem klar
definierten Gegner - einem Feindstaat - befänden. Was Bush dabei
übersah oder ignorierte: Der "moderne" Terrorismus markiert das Ende
einer Epoche, die 1648 mit dem sogenannten Westfälischen Frieden
begann. Das damalige Kriegsziel war einfach: Sieg, was hieß
Zerstörung der Existenz des Gegners, seines Willens und seiner
Verteidigungsfähigkeit. Diese Art Kriegsführung gegen den Terrorismus
ist offensichtlich gescheitert, denn die eigentliche Idee dahinter -
dem Gegner nicht nur Niederlagen zu bereiten, sondern ihn dazu zu
bringen, keine Kriege mehr führen zu können - ist ebenfalls
gescheitert. Obwohl im Kampf gegen den Terrorismus außer Atom- und
anderen Massenvernichtungswaffen fast das komplette militärische
Arsenal zum Einsatz kam, konnten weder die Anschläge im Irak noch in
Afghanistan oder jetzt in Indien verhindert werden.
Die eigentliche Bedrohung für die Weltordnung entsteht heute nicht
mehr aus der Rivalität zwischen großen Mächten, sondern aus der
Unfähigkeit (zumeist) schwacher Staaten, Kontrolle über explosive
Regionen auszuüben. Das gilt für Pakistan, wo die Drahtzieher der
Gewaltserien von Indien vermutet werden dürften, ebenso wie für
Somalia, das eine Bastion der Seepiraterie wurde, nachdem der Staat
faktisch aufhörte zu existieren, oder Palästina, wo Extremisten das
Machtvakuum für sich ausnutzen. Nicht zu vergessen: Dem Aufstieg von
El Kaida ging der Niedergang Afghanistans voraus.
Europa und der neue US-Präsident Barack Obama stehen damit noch vor
dessen Amtsantritt vor einer riesigen Herausforderung: Wie sieht in
Zukunft eine angemessene Reaktion auf Terror und Gewalt aus? So viel
scheint sicher: Wenn es das Ziel von Terroristen ist, legitime
Autorität zu zerstören, muss es das Ziel von Demokratien und
internationalen Gremien sein, Autorität und zivile Ordnung zu
stärken.
@k.kipuros@lvz.de

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
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Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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