Lausitzer Rundschau: Ringen um Lösung der Finanzprobleme des Merckle-Imperiums / Sorge um Arbeitsplätze
Geschrieben am 02-12-2008 |
Cottbus (ots) - Es dürfte ein harter Poker gewesen sein, den sich die Familie Merckle mit den Gläubigerbanken geliefert hat. Die Verhandlungen dauerten bei Redaktionsschluss noch an. Klar aber ist: Der schwäbische Familienunternehmer, dem auch die VEM-Gruppe mit Werken in Sachsen und Sachsen-Anhalt gehört, benötigt dringend frisches Kapital. Weil er sich mit VW-Aktien verzockt hat. Stärker noch drücken die Kapitalerhöhungen, die beim Baustoffhersteller Heidelberger Cement fällig waren, der ebenfalls zum Merckle-Imperium gehört. Denn die wurden mit Krediten finanziert. Als Sicherheit hinterlegte Adolf Merckle Aktien. Die aber stürzten im Zuge der Finanzkrise kräftig ab. Liquidität ist also nötig - angeblich bis zu einer Milliarde Euro. Doch Liquidität ist in diesen Tagen ein teures Gut. Dass die Banken bei Merckle genauer hinschauen, ist nur gut. Denn er gilt als harter Verhandler, selbst in dieser Situation. So wird er sich wohl nicht ohne Weiteres von seiner Beteiligung am Generikahersteller ratiopharm trennen. Zum einen gehört ratiopharm schon seit den Anfängen - wenn auch unter anderem Namen - zur Merckle-Gruppe. Zum anderen ist gerade jetzt die Lage für ratiopharm alles andere als blendend: Offenbar ist das Unternehmen bei Ausschreibungen der Allgemeinen Ortskrankenkassen in den meisten Fällen leer ausgegangen. Damit würde der Marktanteil sinken. Das hätte Rückwirkungen auf die Bewertung, den Preis also, der beim Verkauf zu erzielen wäre. Das dürfte Merckle zwar belasten, aber der Unternehmer, der bis vor Kurzem als fünftreichster Deutscher galt, kann nicht auf allzu viel Solidarität hoffen. Solidarität aber haben die Beschäftigten verdient, deren Jobs womöglich in Gefahr sind.
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