Rheinische Post: Die Bahn im Zwielicht
Geschrieben am 21-01-2009 |
Düsseldorf (ots) - Von Alexander von Gersdorff
Gut gemeint ist oft das Gegenteil von gut gemacht. Diese Spruchweisheit bewahrheitet sich mit aller Deutlichkeit in der Spitzel-Affäre bei der Deutschen Bahn. Mehr als eintausend führende Mitarbeiter wurden darauf ausgespäht, ob sie von Baufirmen bestochen worden sein könnten - ohne Anfangsverdacht, ohne nachträgliche Unterrichtung. Die Bahn rechtfertigt sich mit der hohen Korruptionsanfälligkeit eines Großunternehmens. Es handele sich zudem weder um einen "Fall Lidl" mit Kameraüberwachung von Beschäftigten noch um einen "Fall Telekom", bei der Telefondaten von Aufsichtsräten aufgezeichnet wurden. Dennoch ist die Bahn moralisch im Zwielicht, sie untergräbt die Moral ihrer Führungskräfte. Vor allem ist sie nach Erkenntnissen der Datenschützer auf die falsche Seite des Gesetzes geraten. Ein Privatkonzern ist keine Polizei, keine Staatsanwaltschaft, kein Gericht. Zwar macht die Bahn jetzt das einzig Richtige: Sie kooperiert mit den Datenschützern, sie bemüht sich um Aufklärung. Doch die Frage, wer für den Skandal verantwortlich ist, ist noch offen. Bahn-Chef Mehdorn als oberster Korruptionsbekämpfer könnte im schlimmsten Fall darüber stolpern, dass sein Unternehmen bei der Kontrolle vieler unschuldiger Mitarbeiter zu weit gegangen ist. Er wird sich früher oder später zu seiner Verantwortung äußern müssen.
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