Südwest Presse: Kommentar zur Bahn-Affäre
Geschrieben am 10-02-2009 |
Ulm (ots) - So eine lange Salami gibt es gar nicht, dass sie für alle Scheibchen ausreicht, mit der uns die Bahn ihr Schnüffelsystem offenbart. Da hat sich nicht nur ein Staatsunternehmen angemaßt, mit - dem Staatsanwalt vorbehaltenen - Methoden Mitarbeiter zu überprüfen. Sie hat die Detektei Network noch gewähren lassen, als ihr deren Methoden selbst höchst dubios erschienen. Dass solch gravierende Eingriffe in die Persönlichkeitssphäre seiner Beschäftigten dem Konzernvorstand verborgen blieb, wie Hartmut Mehdorn und Co. nach wie vor behaupten, lässt nur zwei Schlüsse zu: Entweder versucht die Unternehmensspitze, den Skandal auszusitzen. Dabei verspielt sie den letzten Rest an Glaubwürdigkeit. Oder sie hat sich in ihrer Revisionsabteilung einen Apparat geleistet, der sich unbehelligt über alle einschlägigen Rechtsvorschriften hinwegsetzen konnte. In diesem Fall hat der Vorstandschef als direkter Vorgesetzter über seine neunjährige Amtszeit versagt. Als aberwitziger Vorgang kommt jetzt noch hinzu, dass es Mehdorn und seinem Chefrevisor Wolfgang Schaupensteiner nach einem halben Jahr nicht gelungen ist, Licht in das Observierungsdickicht zu bringen. Egal, welche Variante sich letztlich als wahr herausstellt, die Bahn-Aufsichtsgremien müssen einen personellen Schlussstrich unter die Ausforsch-Ära bei der Bahn ziehen. Korruption muss bekämpft werden, aber nicht mit allen, sondern nur mit rechtsstaatlichen Mitteln.
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