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NABU-Studie: Müllverbrennung wächst unkontrolliert - Tschimpke: Deutschland droht zum Hauptmüllimportland Mitteleuropas zu werden

Geschrieben am 03-03-2009

Berlin (ots) - Deutschland verbrennt schon heute mehr Müll als
überhaupt im Inland anfällt. Weil zu viele Müllverbrennungsanlagen
existieren, drohen jetzt massive Importe aus dem Ausland und weniger
Recycling. Bis zum Jahr 2020 können diese Überkapazitäten auf bis zu
8,6 Millionen Tonnen im Jahr anwachsen. In den kommenden Jahren sind
28 Neuanlagen sowie der Ausbau sechs weiterer Anlagen mit einer
Gesamtkapazität von 5,5 Millionen Tonnen geplant. Zu diesen
Ergebnissen kommt eine heute in Berlin vorgelegte Studie des NABU,
die von der Prognos AG erstellt wurde. Unter Müllverbrennung versteht
der NABU sowohl die thermische Abfallbeseitigung als auch die
Verbrennung von sortiertem Abfall in den seit 2005 gebauten
Ersatzbrennstoffkraftwerken.

"Bereits heute werden netto etwa zwei Millionen Tonnen Abfall nach
Deutschland importiert. Diese Menge entspricht der Kapazität von vier
großen Müllverbrennungsanlagen oder einem mit Müll beladenen Güterzug
von 1000 Kilometern Länge. Werden die geplanten Anlagen gebaut, droht
Deutschland zum Hauptmüllimportland, um nicht zu sagen zur
Müllverbrennungsanlage Mitteleuropas zu werden", sagte NABU-Präsident
Olaf Tschimpke.

"Deutschland kann vor allem das Recycling und die
Bioabfallverwertung ohne Probleme noch erhöhen. Das verlangen auch
die Vorgaben aus der neuen EU-Abfallrahmenrichtlinie. Dann fällt aber
noch weniger Abfall zur Verbrennung an. An dieser Stelle ist die
Politik gefordert, das Dilemma aufzulösen", erklärte Holger Alwast,
Marktfeldleiter Abfall und Sekundärrohstoffe bei Prognos.

Die Prognos AG hat im Auftrag des NABU das Wachstum der
Müllverbrennungskapazitäten in verschiedenen Szenarien dem
Abfallaufkommen bis zum Jahr 2020 gegenübergestellt. Danach wird die
in Deutschland jährlich zur Verbrennung anfallende Müllmenge im Jahr
2020 zwischen 25 und 27 Millionen Tonnen betragen. Um alle Anlagen
wirtschaftlich auszulasten, müssten jährlich zwischen 31 und 33
Millionen Tonnen verbrannt werden. "Die Entsorgungsbranche wird Wege
finden, genug Brennstoff aus dem Ausland für ihre Anlagen
einzukaufen, um diese Auslastungslücke zu schließen. Hier kommt ein
nicht zu unterschätzendes neues Müllproblem auf uns zu", so
Tschimpke.

Angesichts der Ergebnisse der Studie sowie der anstehenden
Novellierung des Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes fordert der
NABU die Bundespolitik auf, jetzt die Weichen zu stellen - für mehr
Recycling und weniger Müllverbrennung. Zumal das Recycling nach
EU-Angaben zwischen fünf und sieben mal mehr Arbeitsplätze schafft
als die Abfallverbrennung. Ein weiterer Schritt ist die
Wiedereinführung des Näheprinzips, damit auch tatsächlich nur der
Müll behandelt wird, der vor Ort anfällt.

"Wir fordern ein sofortiges Moratorium für den Neubau und die
Erneuerung der ökologisch und ökonomisch sinnlosen
Müllverbrennungsanlagen. Eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft heißt,
Müll zu vermeiden sowie die enthaltenen Rohstoffe zu nutzen und nicht
schonungslos zu verfeuern. Anstatt auf ressourcenvernichtende
Verbrennungsanlagen zu setzen, fordern wir neue Recyclinganlagen, die
das Klima weniger belasten", so NABU-Präsident Tschimpke.

Hinweis für Redaktionen:

Die NABU-Studie "Der Abfallmarkt in Deutschland und Perspektiven
bis 2020" steht ausschließlich in digitaler Form unter
www.NABU.de/kreislaufwirtschaft zum Download zur Verfügung

Im Internet zu finden unter www.NABU.de

Originaltext vom NABU

Originaltext: NABU
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6347
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6347.rss2

Pressekontakt:
Dr. Benjamin Bongardt, NABU-Referent für Umweltpolitik, Tel. 030
284984-1610 oder mobil 0172-9235479.


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