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WAZ: Masterplan Ruhr 2008 - Stadtplanung für die Bürger - Leitartikel von Wilhelm Klümper

Geschrieben am 03-03-2009

Essen (ots) - Machen wir uns nichts vor: Das Ruhrgebiet war und
ist in Teilen hässlich. Hier wurde malocht und eine ganze Region
unter das Diktat von Bergbau- und Stahlindustrie gestellt. Das hat
uns wunderbare Kathedralen der Industriegeschichte wie die Essener
Zeche Zollverein oder den Duisburger Landschaftspark Nord
hinterlassen. Dafür beneiden uns andere, und es ist richtig, dass wir
die Industriearchitektur hegen und pflegen. Aber wir haben auch einen
teilweise verlotterten Wohnbestand, der lieblos für die Massen von
Arbeitskräften hochgezogen wurde. Dem trägt der Masterplan Ruhr 2008
Rechnung, indem es dort heißt: "Auch die Wohnraumbestände müssen für
eine zukunftsweisende und nachhaltige Entwicklung unserer Städte
genutzt werden: in Stand halten, in Wert setzen, behutsam
weiterentwickeln, umnutzen und auch einmal etwas beseitigen."

Das Ruhrgebiet braucht in der Tat bessere Stadträume, Plätze und
Straßen mit guter Architektur. Die Abrissbirne sollte Marodes platt
machen, um dort neue attraktive Wohnungen für Senioren und junge
Familien zu schaffen. Mit der guten Infrastruktur einer
Metropolregion müsste es das Ruhrgebiet doch locker schaffen, dem
Häuschen am betulichen Niederrhein oder im beschaulichen Sauer- und
Münsterland Paroli bieten zu können. Noch ist aber das Ruhrgebiet
eine Metropolregion, die anders als beispielsweise Hamburg, München
und Frankfurt massenweise Einwohner verliert.

Vielleicht haben sich bislang die Stadtväter zu sehr von
vermeintlich großer Architektur blenden lassen. Mit einem
Stararchitekten wie Foster, Grimshaw und Teherani schmücken sich
unsere Oberbürgermeister und Baudezernenten halt gerne. Das ist ein
Hauch von großer, weiter Welt. Dumm nur, dass beispielsweise der
spektakuläre Teherani-Entwurf der "Living Bridge", die in Duisburg
die Ruhr überspannen soll, bislang keine Mieter gefunden hat. Die
dort geplanten Wohnungen sind für den Normalbürger einfach zu teuer.
Wer das Geld hat, zieht lieber direkt ins Penthouse nach
Düsseldorf-Oberkassel.

Das Ruhrgebiet sollte nicht auf die große Geste der Architekten
setzen, die zu oft ohne Verantwortung für das Umfeld ihre eitle
Visitenkarte hinterlassen. Die Metropolregion Ruhr könnte sich dabei
ein Beispiel an Köln nehmen. Dort hat der Architekt Albert Speer
junior, der sich als Stadtplaner versteht, in jahrelanger akribischer
Detailarbeit mit der Stadtverwaltung, der Politik, der Wirtschaft und
den Bürgern einen Masterplan entwickelt, der sich vornehmlich nach
den Bedürfnissen der Bewohner richtet.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de


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