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Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Jugendgewalt und Medienkompetenz:

Geschrieben am 20-03-2009

Bielefeld (ots) - Stereotyp und angriffslustig stellt ein
durchschlagskräftiger Interessen-Verbund von Politik, Wissenschaft
und Produzenten in Abrede, dass gewalttriefende Computer-»Spiele«
erschreckende Wirkungen auf die inneren Empfindungen, die
Vorstellungswelt und das Verhalten vor allem von Kindern und
Jugendlichen haben. Endlich aber gerät diese Abwehrphalanx ins
Wanken.
Denn was zuvor schon mehr als 3500 Untersuchungen vor allem in den
USA und Europa überzeugend nachgewiesen hatten, untermauern nun
nochmals zwei neue Studien: Je öfter Kinder bereits im Alter von
sechs bis zehn Jahren oder sogar noch früher Horror, Mord und
Totschlag und Kriegsgreuel im Fernsehen und vorzugsweise in so
genannten Computerspielen wie eine Droge konsumieren, desto stärker
üben sie als 13- bis 15- Jährige und danach körperliche Gewalt gegen
Gleichaltrige und selbst gegen Erwachsene aus.
Solche menschenverachtend brutalen Machwerke fördern die Entwicklung
von Aggressivität, Hass und Wut und lösen Rachegefühle aus - fatale
Antriebsfedern für schwere Körperverletzungen an völlig Unschuldigen
und Wehrlosen jedes Alters bis hin zu Geiselnahmen und blindwütigen
Massakern in Schulen.
Eigentlich hätte es dieser wahrlich bedrückenden jüngsten
Erkenntnisse schon gar nicht mehr bedurft. Doch die Ergebnisse der
Befragung von 653 bayerischen Hauptschülern durch den Tübinger
Universitätsprofessor Günter L. Huber, Dr. Werner H. Hopf von der
Schulberatung Oberbayern/Ost sowie Dr. Rudolf H. Weiss vom
Oberschulamt Stuttgart lassen sich ebenso wenig kleinreden wie die
nicht minder erschütternde Zwei-Jahre-Studie des Kriminologischen
Forschungsinstituts Niedersachsen unter Leitung von Prof. Christian
Pfeiffer: Kinder, die bereits als Zweit- und Drittklässler regelmäßig
exzessive Gewalt in Computer-»Spielen« inhalieren, neigen mindestens
dreimal häufiger zu handfester Gewalttätigkeit als Kinder, die mit
derlei Brutal-»Spielen« oder -Videofilmen nichts im Sinn haben.
Da ist es wohl kaum zu weit hergeholt, wenn man kritisch auf die
enormen psychischen und sozialen Folgeschäden des
Mediengewalt-Konsums bei Kindern und Jugendlichen hinweist. Fünf-,
15- und 25-Jährige sitzen Stunden, Tage und Nächte vor Computern und
Spielekonsolen, ergötzen sich in »Spielen« wie Counter Strike, Doom
3, Call of Duty, Halo 3, Crysis oder Grand Theft Auto 4 etc., etc. an
systematischen Tötungsorgien, demütigen, foltern, verstümmeln,
erschießen, zerfetzen und zersägen Menschen wie am Fließband.
Und die gigantische Wachstumsindustrie? Sie entlehnt ihre
Killer»spiele« praktischerweise den virtuellen
Kriegstrainingsprogrammen des US-Militärs.
Angesichts dieser Perversion aber bleibt alles Beschwören einer
»Medienkompetenz«, die doch vor allem junge Menschen erwerben
müssten, letztlich hohles Schlagwortgerede.
Denn: Erst aus Herzens- und Charakterbildung können Medienbildung und
handwerklich-virtuose Medienkompetenz erwachsen.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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