WAZ: Debatte um die Chefinnen-Quote - Top-Frauen für Top-Positionen - Leitartikel von Birgitta Stauber-Klein
Geschrieben am 20-03-2009 |
Essen (ots) - Sie sind top ausgebildet, belastbar, flexibel. Obendrein fleißig und gründlich: Junge Frauen haben nach einem glänzenden Abitur und rasantem Studium inzwischen im Vergleich zu jungen Männern die Nase vorn. Der Einstieg ins Berufsleben klappt denn auch meistens, doch danach wird die Luft dünn. Selbst Frauen, die zunächst auf eine Familie verzichten, warten vergeblich auf den nächsten Karrieresprung, während die jungen Männer an ihnen vorbeiziehen.
Über die Gründe ist schon viel geschrieben worden. Frauen kämpfen zu wenig, sind zu harmoniebedürftig, bilden keine oder die falschen Netzwerke, setzen zu sehr oder zu wenig auf ihr Äußeres, reden zu viel oder zu wenig (nachzulesen etwa bei Gertrud Höhler oder Barbara Bierach). Und natürlich tappen sie in die Familienfalle und erliegen den starren Arbeitsstrukturen der deutschen Konzerne. Selbst wenn sie jede Form der Kinderbetreuung finanzieren können, schaffen sie es nicht, den Bedürfnissen des Kindes gerecht zu werden, wenn die Rückendeckung des Partners fehlt.
Offenbar gibt es so viele Schwierigkeiten und Defizite, dass sich die Bosse im Berufsleben offenbar lieber mit dem gleichen Geschlecht umgeben. Weshalb sie gar nicht erst den Versuch starten, eine talentierte Frau für eine Führungsposition aufzubauen. Doch das wäre nötig, wenn der Anteil der weiblichen Spitzenkräfte nennenswert erhöht werden soll.
Bei allem Unbehagen, das von einer Quoten-Chefin ausgelöst wird: Warum wäre es so schlimm, den Druck massiv zu erhöhen - mit einer großzügigen Frist, mit dem Aufbau einer Datenbank, die die Suche nach Top-Frauen erleichtert? Für manchen Firmenchef, der eigentlich gerne Frauen in seiner Führungsmannschaft hätte, wäre es leichter, den Widerstand im mittleren Management zu bändigen. Denn es gibt durchaus aufgeschlossene, ältere Führungskräfte, vor allem, wenn sie eine karrierewillige Tochter haben. Aber eben auch jüngere, die traditionell leben, denen die Ehefrau den Rücken frei hält. Ihnen fällt es womöglich schwerer, eine Konkurrentin zu ertragen, weil es ihr Lebenskonzept infrage stellt.
Appelle und freiwillige Selbstverpflichtungen haben leider nicht geholfen. Eine Quote würde die Firmen zwingen, Frauen aufzubauen, fit zu machen. Headhunter wären gezwungen, gezielt nach ihnen zu suchen. In Norwegen hat dies - trotz aller Skepsis - jedenfalls funktioniert. Die Frauenquote ist nach nur einem Jahr übererfüllt. Sie liegt bei beachtlichen 44 Prozent.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
Pressekontakt: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Zentralredaktion Telefon: 0201 / 804-2727 zentralredaktion@waz.de
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