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Westdeutsche Zeitung: Ein Bann der neuen atomaren Bedrohungen muss gelingen - Obamas idealistische Realpolitik = Von Friedrich Roeingh

Geschrieben am 05-04-2009

Düsseldorf (ots) - Ob eine Welt ohne Atomwaffen noch möglich ist,
darüber ließe sich ausgiebig streiten. Es wird sie schlicht niemals
mehr geben. Nachdem dieser Geist einmal aus der Flasche entwichen
ist, wird ihn kein Mensch dort wieder hinein bekommen. Das weiß auch
Barack Obama. Gleichwohl ist es es ein kluger Schachzug des
amerikanischen Präsidenten, seine Initiative zur Eindämmung der
nuklearen Bedrohung mit dem Traum einer atomwaffenenfreien Welt zu
unterlegen.

Nüchtern betrachtet ist Obamas Idealismus nach der kriegerischen
Präsidentschaft George W. Bushs eine Voraussetzung für eine
erfolgreiche globale Realpolitik geworden. Wer von der
atomwaffenenfreien Welt träumt, muss es wohl mit der Absicht ernst
meinen, gemeinsam mit Russland die nuklearen Arsenale drastisch zu
reduzieren. Ein Ziel, dass vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise
und des verstärkten weltweiten Engagement der konventionellen
US-Streitkräfte schon monetär bedingt ist. Und nur wer von einer
atomwaffenfreien Welt träumt, hat möglicherweise eine Chance, die
neuartigen Gefahren atomarer Bedrohung zu bannen. So gefährlich nah
die Welt im Kalten Krieg zuweilen am Rand ihrer weitgehenden
Zerstörung stand, so groß ist das Risiko des regionalen Einsatzes von
Atomwaffen heute: durch halbstarke Schurkenstaaten wie Nordkorea oder
durch Terroristen, die sich etwa im instabilen Pakistan oder im
korrupten Russland einer schmutzigen Atombombe bemächtigen könnten.

Auf diese beiden allzu realen Gefahren zielt Obamas Initiative vor
allem. Der erste Schritt könnte das weltweite Verbot von
Atomwaffentests sein. Die Bereitschaft des amerikanischen
Präsidenten, diesen UN-Vertrag endlich zu ratifizieren, ist die
eigentliche Sensation seiner gestrigen Rede - auch wenn damit noch
lange nicht China, Indien, Pakistan, Israel, Iran und Nordkorea
gewonnen sind. Entscheidend wird aber sein, ob es Obama gelingen
wird, ein effektives internationales Kontrollsystem zu installieren,
das die Verteilung nuklearen Brennstoffs lückenlos überwachen könnte.
Das Problem: Wenn sich die USA, Russland oder auch China bei dieser
Initiative Sonderrechte zugestehen lassen wollten, wäre sie schon vom
Beginn an zum Scheitern verurteilt.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211 / 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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